Antonio Vitorino kennt sich auf dem internationalen Parkett aus.

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Genf – Der Karriereschritt an die Spitze der Internationalen Organisation für Migration (IOM) war für den Portugiesen Antonio Vitorino (61) alles andere als vorgezeichnet. Seine Nominierung für den Posten galt als Pflichtübung, denn IOM-Chef wird seit fast 50 Jahren immer ein US-Amerikaner.

Vitorinos Chance kam, weil US-Präsident Donald Trump einen für die Mitgliedstaaten nicht akzeptablen Kandidaten nominiert hatte, der bei der Wahl prompt durchfiel. Der gescheiterte Kandidat Ken Isaacs war in der Vergangenheit mit islamfeindlichen Äußerungen und als Leugner des Klimawandels aufgefallen

EU-Kommissar für Justiz und Inneres

Vitorino ist Jurist und seit Jahren auf internationalem Parkett unterwegs. Als Sozialist war er ab 1994 Abgeordneter im Europäischen Parlament, anschließend Verteidigungsminister und von 1999 bis 2004 EU-Kommissar für Justiz und Inneres. Später leitete er das Jacques-Delors-Institut für Europafragen.

Die portugiesische Regierung hob die Kompetenz Vitorinos in Migrationsfragen bei der Nominierung hervor: Er sei seit Jahren im Beirat mehrerer Initiativen, die sich um Migrationsprobleme kümmern.

In Zeiten nationalistischer Tendenzen in den EU-Mitgliedstaaten ist Vitorino ein Verfechter multilateraler Lösungen. Migration müsse in partnerschaftlicher Absprache zwischen Ab- und Zuwanderungsländern geregelt werden, sagt er. Ganz so hat es die Europäische Union beim jüngsten Gipfel wieder betont. (APA, 29.6.2018)