Schicht um Schicht hin zu mehr Komfort und Sicherheit: Inocon-Chef Fritz Pesendorfer setzt auf Plasmainnovation.

Foto: wolfgang simlinger

Linz – Innovationskraft lässt sich mitunter gut verbergen: die Architektur funktional – mit dem Charme eines Plattenbaus. Direkt an der Westbahnstrecke in Attnang-Puchheim gelegen. Doch wie so oft im Leben sollte man sich auch bei der Firma Inocon nicht auf Äußerlichkeiten beschränken: Denn das Unternehmen tritt eindrucksvoll den Beweis an, dass sich die Zukunft auch abseits von geschniegelten, supersmarten Pseudofirmen-Wohlfühloasen neu denken lässt.

Ordentlich Pulver

Spezialisiert ist man bei Inocon eigentlich auf die Bereiche Schweißtechnik und Plasmatechnologie. Doch seit mehreren Jahren forscht man im firmeneignen Labor intensiv an speziellen Oberflächenbeschichtungen – und steht jetzt unmittelbar vor dem Markteintritt.

Die Inocon-Innovation ermöglicht Materialkombinationen, die es bisher nicht gab: Hochschmelzende Pulver oder glasartige Schichten können mittels speziellem Plasmabeschichtungsverfahren auf Oberflächen aufgebracht werden. Glas, Papier, Textilien oder Kunststoffe lassen sich durch das Plasmaverfahren beliebig funktionalisieren.

Das größte Potenzial ortet Inocon-Geschäftsführer und Gesellschafter Fritz Pesendorfer im STANDARD-Gespräch im Bereich flexibler Leiterbahnen, etwa für LED-Beleuchtungen, und bei bioziden Beschichtungen: "Man muss leider davon ausgehen, dass Krankenhauskeime mehr Menschen töten als im Straßenverkehr sterben. Schafft man es, Türklinken, Armaturen, Lichtschalter und Tasten, die von vielen Menschen berührt werden, keimfrei zu halten, ist deren Gefahr größtenteils gebannt."

Rasante Ausbreitung

Wie schnell sich diese Keime verbreiten, hat Inocon gemeinsam mit der Meduni Graz in einem Experiment nachgewiesen. Dafür wurden völlig harmlose Keime an einem einzigen Lichtschalter eines Spitals aufgebracht. Pesendorfer: "Am Abend waren diese Keime praktisch im ganzen Krankenhaus nachweisbar."

Und dieses Faktum weckte in dem sonst so ausgeglichen wirkenden promovierten Chemiker regelmäßig den "Killerinstinkt". Pesendorfer: "Es ist uns gelungen, mittels spezieller Beschichtungen die Keime entsprechend rasch abzutöten."

Der Schlüssel zum Erfolg sind ultradünne Zink oder Zinkoxid enthaltende Oberflächen, die in dem neuen Plasmabeschichtungsverfahren aufgetragen werden. Dabei wird feinstes Metall als Pulver oder Dampf in den oft mehrere 1000 Grad heißen Plasmastrahl eingebracht.

"Das erlaubt bei der Verwendung von Pulver Beschichtungsstärken von nur fünf bis 250 Mikrometern. Beim Einsatz von Dampf sind sogar Schichten mit wenigen Nanometern möglich. Sichtbar sind derartige Beschichtungen nicht einmal unter dem Mikroskop", erläutert der zweite Inocon-Geschäftsführer Patrick Willner.

Und selbst für erfahrene Naturwissenschafter gab es in der mehrjährigen Entwicklungsphase noch die eine oder andere Überraschung. "Dass Glas bis zu einer Stärke von 110 Nanometern nicht bricht, war für mich verblüffend. Damit wird es möglich, Folien oder auch Papier zu beschichten, da das Glas auch beim Zerknüllen unbeschädigt bleibt", zeigt sich Pesendorfer erfreut. (Markus Rohrhofer, 1.7.2018)