Der Fluß Zayandeh Rud bei Isfahan führt kein Wasser mehr.

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Teheran/Paris – Nach tagelangen Protesten in Teheran ist es am Wochenende auch in anderen Teilen des Irans zu Unruhen gekommen. Auslöser waren Probleme mit der Wasserversorgung. Innenminister Abdolreza Rahmani Fazl bestätigte am Sonntag den Polizeieinsatz mit Schusswaffen bei Unruhen in der südwestlichen Provinz Khuzestan.

Dort hatten Städte wie Khorramshahr tagelang bei Temperaturen über 45 Grad Celsius kein Trinkwasser. In Berichten in sozialen Medien hieß es, bei den Protesten seien auch Parolen gegen die Regierung und das islamische System laut geworden.

Augenzeugen berichteten von Toten nach Schüssen der Polizei. "Es gab einen Verletzten, aber keinen Toten", sagte Minister Fazli laut der Nachrichtenagentur Fars. Mit Demonstrationen habe das Innenministerium keine Probleme, die Polizei sei aber gezwungen einzugreifen, wenn diese "außer Kontrolle" gerieten. Ursache des Wassermangels soll der Bruch einer Leitung sein.

Rouhani in Europa

Der iranische Präsident Hassan Rouhani reist an diesem Montag in die Schweiz, um mit der Regierung über die Folgen des US-Ausstiegs aus dem Atomabkommen mit dem Iran zu sprechen. Weiteres Thema ist die Zukunft der Wirtschaftsbeziehungen unter dem Eindruck der US-Sanktionen gegen den Iran. Am Mittwoch reist Rouhani zum Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nach Österreich weiter.

Die Finanzkrise im Iran und der massive Verfall der nationalen Währung um mehr als 50 Prozent hatte Anfang der Woche zu Massenprotesten im Großen Basar in der Hauptstadt Teheran geführt. Tausende Händler protestierten gegen die aus ihrer Sicht konfuse Devisenpolitik der Regierung Rouhanis.

Dabei skandierten nach Berichten sozialer Medien junge Iraner auch Parolen gegen die Mullah-Herrschaft und forderten, die Milliardenbeträge für die Palästinenserorganisation Hamas oder das Bürgerkriegsland Syrien dem eigenen Volk zugute kommen zu lassen.

Iranische Hardliner fordern wegen der Finanzkrise und der Unruhen den Rücktritt Rouhanis. Auch die Idee eines Misstrauensvotums im Parlament soll die Runde machen. Rouhani lehnt einen Rücktritt ab und macht die Sanktionspolitik des US-Präsidenten Donald Trump für die Krise verantwortlich. (APA, dpa, 1.7.2018)