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Lionel Messi geht.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

Buenos Aires/Barcelona – Lionel Messi wollte nicht einmal auf seinen Koffer warten. Nur einen leichten Rucksack geschultert, flüchtete er wie ein Ritter von der traurigen Gestalt am Flughafen von Barcelona in die schwarze Luxuslimousine. Ein flüchtiger Kuss für Antonella Roccuzzo – dann gab seine Frau am Steuer Gas. Nichts wie weg. Wohin? Wie geht es weiter nach dem Ausscheiden bei der WM?

Seit einem Jahrzehnt ist "La Pulga", der am Rio de la Plata als Floh verniedlichte fünfmalige Weltfußballer, Galionsfigur der Gauchos. Vor zwei Jahren aber hat Messi schon einmal die Brocken hingeschmissen. Die WM-Pleite 2014 im Finale gegen Deutschland, das Copa America-Trauma 2015, der erneute Final-Frust ein Jahr später bei der Centenario-Auflage des Kontinentalturniers – zu viel des Guten.

Damals hatte Messi, übermannt von den Gefühlen, den Rücktritt übereilt verkündet, diesmal blieb der vorschnelle Rückzug aus. Mit 34 Titeln beim FC Barcelona, aber ohne jedwede Krönung in der Seleccion, den Olympiasieg von 2008 einmal ausgenommen, verabschiedete er sich am Sonntag mit versteinerter Miene aus Russland. Der Himmel weinte symbolisch dicke Tropfen.

2022 in Katar wäre Messi bereits 35 Jahre alt

Bei der Winter-WM 2022 in Katar wäre Messi bereits 35 Jahre alt. Ist die letzte Ausfahrt mit der Nationalmannschaft nun Brasilien? An der nächsten Copa America entscheidet sich auch das Schicksal von Nationaltrainer Jorge Sampaoli. So lange wird er wohl bleiben: Sein erst vor 13 Monaten geschlossener Vertrag mit dem Verband AFA sieht eine beiderseitige Strafe von 20 Millionen Dollar vor, wenn er vor dem Turnier im kommenden Jahr gebrochen wird.

Sampaoli, in Russland von den Spielern zum Statisten an der Außenlinie degradiert, denkt verständlicherweise erst gar nicht an Rücktritt. "Wir hatten eine schwierige WM-Qualifikation, dann war die Zeit bis zum Turnier sehr kurz", monierte der 58-Jährige und pocht "mit mehr Zeit zum Arbeiten" auf Vertragserfüllung bis 2022. Was kümmert Sampaoli, dass sich in einer Online-Umfrage des populären Sportblattes Ole 84 Prozent der über 120.000 sich beteiligenden User gegen ihn aussprachen?

Es dürfte den Trainer auch nicht stören, dass die Tageszeitung Clarin in einer WM-Nachbetrachtung nicht weniger als 40 Fehler in seiner Amtszeit aufgelistet hat. Darunter: in 15 Spielen nie die gleiche Startelf, ein Star wie Mauro Icardi nicht nominiert, einer wie Paulo Dybala nur wenig in Russland eingesetzt. Und Franco Armani in den entscheidenden Momenten risikofreudig ins Tor gestellt.

Nicht nachvollziehbar? Oder nur konsequentes Spiegelbild der chaotischen Zustände im Verband AFA? Seit dem Tod des "Paten" Julio Grondona am 30. Juli 2014 gab es gleich drei Präsidenten, seit dem Rücktritt von Vize-Weltmeister Alejandro Sabella gleich drei Nachfolger auf dem Trainerstuhl.

Fehlt nur noch Diego Maradonas Aburteilung. "Nach Messi sind wir nur noch ein Teamchen", erklärte Argentiniens Fußball-Ikone. Wie sollen da die "25 Jahre Frusterlebnisse für die Seleccion" (La Nacion) je ein Ende finden. Endlich mal wieder ein großer Titel nach dem Copa America-Triumph 1993 wäre schön? Nur: Mit Messi hat es bislang nicht funktioniert. (APA; 2.7.2018)

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