Gut gemeint ist gewiss auch eine Virtual-Reality-Installation, in der man Filmproduzent Harvey Weinstein, Auslöser der MeToo-Debatte, mit Dildos bewerfen darf.

Foto: Getty Images / iStockphoto / Nikolay Zirov

Pornostars werden jene neue Welt regieren, in der die Sexualität endlich doch befreit ist. So sieht es eine Zukunftsvision vor, mit der Online-Pornoanbieter Pornhub aktuell Schlagzeilen macht. Unter dem Titel Pornhub Nation wird Mitte Juli in einem Nachtclub in Los Angeles eine Rauminstallation eröffnet, die volljährige Besucher ins Jahr 2069 versetzt. Wortwitzchenreich wird da etwa eine Weltraumbehörde namens "Assa" entworfen, die Sex in der Schwerelosigkeit erforscht. Das US-Kfz-Amt DMV wird als "Domination Masochistic Vroomvroom" zur strengen Kammer. Klingt luzid: Wer hätte sich auf dem Amtsweg nicht schon mal gedacht, dass das bürokratische Leid des einen durchaus dem anderen (hinter dem Schreibtisch) zur Freud gereichen könnte?

Apropos Freud: Der Psychoanalytiker Wilhelm Reich meinte, dass sexuell befreite Menschen weniger leicht durch die Herrschenden zu instrumentalisieren seien. So gesehen könnte die Pornhub'sche Vision auch zu Optimismus verleiten. Gut gemeint ist gewiss auch eine Virtual-Reality-Installation, in der man Filmproduzent Harvey Weinstein, Auslöser der MeToo-Debatte, mit Dildos bewerfen darf.

Tatsächlich gilt die Schau, realisiert von einem Künstlerduo, als nächster Vorstoß der erfolgreichen Plattform in Sachen soziales Engagement. Für die aussterbenden Pandabären engagierte man sich, indem man Amateurpärchen bat, im Pandakostüm zu performen. Bei einem Sturm stellte man Schneepflüge zur Verfügung. Wer sich den Sexualtrieb nutzbar macht, kann damit quasi andere Naturgewalten bekämpfen.

Blöd, dass Pornhub in einem Bereich bisher nicht extra auffiel: im Kampf gegen die Risiken allzeit verfügbaren Lustgewinns – Stichwort Pornosucht. Auf die Auswirkungen zu schauen, wäre allerdings auch wichtig. Sonst wird das Jahr 2069 statt Wilhelm Reich am Ende doch eher Idiocracy (2006). Dieser Film entwirft eine dystopische Zukunft im Jahr 2505, in der die Menschen tumbe Zombies sind, die – am Tropf der Medien hängend – völlig zufrieden sind. (Roman Gerold, 3.7.2018)