Tretroller-Athlet Guido Pfeiffermann voll in Fahrt. Für den anvisierten Rekord hat es nicht ganz gereicht.

Foto: Guido Pfeiffermann

Zieleinfahrt nach fast 600 Kilometern in Berlin.

Foto: Kickdistance2018

Wien – Die Eckdaten sind beeindruckend: In nur 33:33,50 Stunden legte Guido Pfeiffermann die 591,4 Kilometer lange Strecke zwischen Wien und Berlin am vergangenen Wochenende auf seinem Tretroller zurück. Ganz nebenbei überwand er dabei 4.042 Höhenmeter. Und trotzdem hat der Wiener sein erklärtes Ziel von 31 Stunden nicht ganz erreicht. Die erhoffte Aufmerksamkeit für seinen Tretrollersport konnte Pfeiffermann aber gerieren.

Auf einer eigenen Facebook-Seite wurde Pfeiffermanns Fahrt begleitet.

Denn die Idee zur Distanzfahrt wurde im Grunde von den Radfahrern übernommen. Vor genau 125 Jahren traten 117 Fahrradfahrer gegeneinander an, um schnellstmöglich von Wien nach Berlin zu gelangen. Der Hintergrund war zum Teil militärisch, da ein Jahr zuvor ein Distanzritt auf derselben Strecke stattgefunden hat, bei dem die Siegerzeit 71:26 Stunden betrug. Nun wollte man wissen, ob das Fahrrad schneller wäre. Zugleich diente die Distanzfahrt als Werbung für das damals noch als Hobby der Reichen verrufene Radeln.

Kontrahent wurde von Auto gestreift

Tretroller-Fahrer Pfeiffermann gefiel die Idee der Fernfahrt. Er versuchte Mitfahrer für das Distanzrennen zu begeistern. Letztlich erklärte sich aber nur der Niederländer Rodger Hulsebos bereit, gegen ihn anzutreten. Der Kontrahent musste, nachdem ihn ein passierendes Auto mit dem Seitenspiegel gestreift und zu Sturz gebracht hatte, jedoch bei Kilometer 200 wegen zu starker Schmerzen aufgeben.

Pfeiffermann trat weiter seinen Roller gen Berlin. Dabei gilt es zu bedenken, dass es dieselbe Energie braucht, einen Tretroller 20 km/h schnell zu bewegen, mir der man ein Fahrrad auf 30 km/h beschleunigen kann. Somit betrage "der Faktor Rad zu Tretroller 1,5", wie Pfeiffermann in der Beschreibung zum Rennen notiert. Dass er die Zeit von 31:22 Stunden des Radlers Josef Fischer von 1893 dennoch nur knapp verpasst hat, zeugt von der beachtlichen Leistung.

Spätberufener Tretroller-Pionier

Dabei hat der Wiener HTL-Lehrer erst vor rund acht Jahren mit dem Tretrollersport begonnen. Nach einer schweren Krebserkrankung im Alter von 40 Jahren entdeckte der, nach eigenen Angaben bis dahin unsportliche, Pfeiffermann das Laufen für sich. Weil aber bald seine lädierten Knie darunter litten, stieg er durch Zufall auf Tretroller um. Diese Bewegung verursachte ihm kein Leid, sondern bescherte ihm vielmehr Glücksgefühle.

Seitdem zählt er zu den Pionieren und umtriebigsten Vertretern dieser Nischensportart in Österreich. Unter dem Dach des Tretroller- und Tretschlitten-Verbands Österreich (TTVÖ) ist die kleine Szene organisiert und hat im Vorjahr in Salzburg sogar die Europameisterschaften ausgerichtet. (Steffen Arora, 3.7.2018)