Erst vor wenigen Wochen bescherten Daten der Raumsonde Dawn eine neue Überraschung: Forscher kamen bei der Analyse von Messungen der Sonde, die seit 2015 um den Zwergplaneten Ceres kreist, zu dem Ergebnis: Ceres besitzt weitaus mehr organisches Material als gedacht. Während der Ursprung dieser Bausteine für Leben auf dem größten bekannten Objekt im Asteroidengürtel noch rätselhaft ist, liefert Dawn neues Material.

Seit knapp vier Wochen befindet sich die Nasa-Raumsonde auf einer neuen, elliptischen Umlaufbahn um den Zwergplaneten. Dabei kommt sie Ceres näher als je zuvor, stellenweise auf nur rund 35 Kilometer. Bei diesen engen Umrundungen sind bisher unerreichte Aufnahmen von Teilen des Occator-Kraters gelungen. Die Bilder zeigen dramatische Erdrutsche und erlauben den bisher besten Blick auf die charakteristischen hellen Flecken auf der Oberfläche der Ceres.

Helle Flecken im östlichen Teil des Occator-Kraters. Die Aufnahme entstand aus einer Entfernung von rund 39 Kilometern.
Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Natriumkarbonat en masse

Die insgesamt mehr als 130 hellen Flecken auf dem dunklen Zwergplaneten gaben Forschern lange Zeit Rätsel auf. Ein besonders prominenter Fleck prangt im Zentrum des etwa 90 Kilometer großen Einschlagskraters Occator. 2016 gelang es schließlich, die chemische Zusammensetzung der hellen Stelle im Occator-Krater zu bestimmen: Analysen zeigten, dass sie hauptsächlich aus Natriumkarbonat mit kleinen Anteilen von Silikatmineralen und Ammoniumkarbonat oder -chlorid besteht. Der Occator-Krater enthält damit die größte bekannte Oberflächenablagerung von Natriumkarbonat im gesamten Sonnensystem.

Die aktuellen Aufnahmen zeigen nun zahlreiche Ausschnitte des Occator-Kraters mit einer Auflösung von weniger als fünf Metern pro Pixel. "Die Daten übertreffen all unsere Erwartungen", sagte Andreas Nathues vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), Leiter des Kamerateams der Mission.

Aufnahme des nördlichen Rands des Kraters zeigen sich Erdrutsche. Die Aufnahme entstand am 16. Juni 2018 aus einer Entfernung von etwa 33 Kilometern.
Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Zu sehen sind etwa Spuren imposanter Erdrutsche an der östlichen Wand des Kraters. Andere Aufnahmen erlauben erstmals einen genauen Blick auf das Zusammenspiel von hellem und dunklem Material im östlichen Kraterteil. "Wir hoffen nun verstehen zu können, wie die hellen Ablagerungen außerhalb des Kraterzentrums entstanden sind – und was sie uns über Ceres‘ Inneres verraten", so Nathues. In den nächsten Wochen soll Dawn weitere Bilder zur Erde schicken. (red, 9.7.2018)