Menschenskind, das ist ja schon eine halbe Ewigkeit her. Mercedes-Benz 190 (W 201), auch Baby-Benz genannt. Mit ihm unternahm der Erfinder des Automobils 1982 das Wagnis, in neue Welten vorzustoßen, dorthin, wo noch nie ein Mercedes zuvor gewesen ist. Ob das gutgehen würde? Es ging. Und wie. Der 190er-Nachfolger 1993 hieß C-Klasse, heißt so bis heute. Sie entwickelte sich einerseits zur kompletten Modellfamilie, andrerseits neben der E-Klasse zur wichtigsten, absatzmäßig sogar zur Nummer-1-Baureihe der Marke mit dem Stern: Seit 1982 verkaufte sie sich über 9,5 Millionen Mal, und das trotz exorbitant hoher Preise.

Und hier die erfolgreiche Viererbande auf einem Fleck: Coupé, Cabriolet, T-Modell und Limousine.
Foto: Daimler

Derzeit, seit 2014, halten wir bei der vierten Generation, längst ist die Bezeichnung Baby-Benz eine Klasse weiter runtergerutscht, zu den Fronttrieblern rund um die A-Klasse, es war Zeit für das Facelift, und damit das auch klar ist: War der 190er noch gebaut wie für die Ewigkeit, mit Haltbarkeit fast wie die römische Porta Nigra in Trier – dort im Umkreis, in der idyllischen Kulturlandschaft der Moselregion, wurden die überarbeiteten vier Modelle nämlich soeben vorgestellt -, so gilt das schon länger nicht mehr. Die Halbwertszeit liegt auf Konkurrenzniveau, der frei gewordene Reibach kommt den Aktionären zugute, beispielsweise dem Blackrocker oder neuerdings Geely-Gründer Li Shufu.

Moderate optische Änderungen

Wo waren wir? Bei der laut Mercedes "umfangreichsten Modellpflege der C-Klasse-Geschichte". 6500 Teile neu! Wusste gar nicht, dass ein C so viele Teile hat (na gut, 11.000 sind es im Schnitt bei der Baureihe). Außen fielen die Veränderungen moderat aus, da war nicht viel nachzujustieren. Betroffen ist etwa das LED-Licht – die neuen Top-Scheinwerfer leuchten 650 Meter. Weiter könnten, dürfen sie aber nicht.

Die vier in einer ganz anderen Perspektive.
Foto: Daimler

Innen kommt nun das schon aus S- und E-Klasse bekannte Multifunktionslenkrad zum Einsatz, von dem aus sich alle Funktionen steuern lassen; war auch nötig geworden wegen der ebenfalls von der S- und E-Klasse ins C runterträufelnden neuen elektronischen Architektur. Auf den Breitbildschirm der größeren Brüder wurde verzichtet, das wäre für ein Facelift dann doch zu sehr in die Kosten gegangen, es bleibt bei einem mittig aufgesetzten Tablet.

Der Innenraum, hier des T-Modells.
Foto: Daimler

Beim Fahrwerk ergänzt das erstmals in der C-Klasse verfügbare, dreistufig variierbare Dynamic Body Control das bisherige Angebot, zu dem auch die Luftfederung gehört, und dann ist vor allem im Antriebskapitel etliches neu.

Beginnen wir ganz oben. Da hat die AMG-Abteilung den C 43 4Matic noch einmal ins Fitnessstudio geschickt, Ergebnis: Der 3,0-Liter-V6-Twin-Turbo ist um 23 auf 390 PS erstarkt. Ein phänomenales Triebwerk, auch beim Sound. Im leistbareren Bereich sind die Zugänge aus der neuen Motorengeneration besonders erwähnenswert – Ottos mit 1,5 und 2,0 Liter Hubraum und Partikelfilter sowie Diesel mit 1,6 und 2,0 Liter Hubraum (alle C-Klasse-Aggregate erfüllen bereits Euro 6d-temp).

Und noch ein anderer Blickwinkel.
Foto: Daimler

Mit riemengetriebenem Starter-Generator (RSG) und 48-Volt-Bordsystem dringen die Benziner in neue Verbrauchsdimensionen vor, in der Limousine kommt zum Beispiel der 1,6er auf 6,2 l / 100 km. Dank RSG-Boost-Funktion, woraus sich kurzfristige 14 zusätzliche PS aktivieren lassen, ist er deutlich spritziger, als die 129 PS vermuten lassen würden. In ruhigeren Momenten des Lebens wird gesegelt, in noch ruhigeren effizient rekuperiert. Raffiniert. (Andreas Stockinger, 16.7.2018)

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