Der Immofinanz-Konzern trennt sich, wie von manchen Aktionären gefordert, von CA Immo und verkauft seinen Anteil doch an Starwood.

Foto: APA / CA Immo

Nicht aus jeder Verlobung sprießt letztlich eine glückliche Ehe. Mehr als zwei Jahre ist es her, dass der Immofinanz-Konzern im April 2016 den Kauf eines 26-Prozent-Anteils an dem Mitbewerber CA Immo für 604 Millionen Euro bekanntgegeben hatte samt Fusionsabsichten beider Häuser. Doch die gegenseitige Zuneigung erkaltete, bis Immofinanz heuer einen Schlussstrich unter die Verschmelzungsabsichten zog. Nun wird das Aktienpaket an der CA Immo an den US-Investor Starwood Capital Group weitergereicht.

Zuvor waren die in Miami ansässigen Amerikaner mit einem öffentlichen Angebot für 26 Prozent an CA Immo und fünf Prozent an der Immofinanz bei den jeweiligen Aktionären freilich noch abgeblitzt. Bei beiden Gesellschaften wurden ihnen jedoch jeweils nicht einmal ein Viertelprozent aller Aktien angedient. Die Offerte galt als zu knapp bemessen, daher griff Starwood nun doch etwas tiefer in die Tasche und sicherte sich nun um fast 758 Millionen Euro die Sperrminorität samt vier Namensaktien, die zur Entsendung in den CA-Immo-Aufsichtsrat berechtigen. Eine Mehrheit an dem Immobilienkonzern streben die Amerikaner laut eigenem Bekunden aber nicht an.

Immoaktien besser als Markt

Aber auch ohne tiefergehendes strategisches Interesse kann sich die Investition für Starwood auszahlen – obwohl österreichische Immobilienaktien in den vergangenen fünf Jahren bestens gelaufen sind. Während der Wiener Leitindex ATX seit Juli 2013 um 65 Prozent zugelegt hat, war mit dem Immobilien-Branchenindex mit 123 Prozent fast der doppelte Reibach zu erzielen. Dennoch gelten die in Wien gelisteten Immobilienkonzerne im internationalen Vergleich nicht als teuer.

Allerdings stagnierten die Immoaktien im vergangenen Quartal, was Daniel Lion vom Research der Erste Group auf eine Zurückhaltung der Investoren wegen ihrer Zinserwartungen zurückführt. Lange hatte die Branche von der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank profitiert, die Finanzierungen extrem günstig machte. Diese Phase droht im nächsten Jahr zu enden, sollte die Notenbank die Zinsen wieder anheben. "Wenn die langfristigen Zinsen steigen, sinkt der Wert der Assets", sagt Lion. Allerdings hätten sich die Immobilienkonzerne die tiefen Finanzierungskosten auf einige Jahre abgesichert.

Guter Deal

Für die Immofinanz hat sich die zwischenzeitliche Liaison mit CA-Immo trotz geplatzter Ehe dennoch ausgezahlt, und zwar dank einer Art Mitgift von 184 Millionen Euro in Form von Kursgewinnen samt Dividenden, welche die Beteiligung abgeworfen hat. "Der Verkaufspreis ist in Ordnung", sagt Lion. Ein Teil davon soll bis 2019 in den Rückkauf von bis zu 9,7 Millionen eigener Aktien fließen – womöglich auch zur Besänftigung der eigenen Aktionäre. Denn wie die Hauptversammlung im Mai zeigte, sind nicht alle Eigentümer mit den Anlaufkosten der neuen Liebschaft glücklich.

Längst liebäugelt Konzernchef Oliver Schumy mit einem anderen heimischen Immobilienkonzern, der S Immo. Erklärtes Ziel ist auch diesmal die Verschmelzung beider Gesellschaften. Dazu hat sich Schumy bereits einen fast 30-prozentigen Anteil an dem neuen potenziellen Fusionspartner vom Investor Ronny Pecik und der Signa-Gruppe von Rene Benko gesichert. Dafür muss die Immofinanz 390 Millionen Euro lockermachen, was einigen Aktionären als teuer erschien, Schumy hingegen als gerechtfertigten Preis für eine strategische Beteiligung mit Fusionsabsichten bezeichnete.

Marktveränderung

Jedenfalls soll das Closing für den S-Immo-Deal noch im dritten Quartal erfolgen. Ob es sich dabei um den ersten Schritt zur Bildung eines großen österreichischen Immobilienkonzerns handelt, wie es offenbar angestrebt wird, bleibt aber auch diesmal abzuwarten. (Alexander Hahn, 2.7.2018)