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Neymar pflegt die Öffentlichkeit nach Attacken gegen ihn gerne auf den Arm zu nehmen. Nach seinem Treffer gegen Mexiko nahm ihn Pauliho allerdings auf die Schultern.

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Mexikos Goalie Guillermo Ochoa stemmte sich gegen die Niederlage.

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Bei Brasilien überragte Willian.

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Und Neymar gefiel sich auch wieder als sterbender Schwan.

Samara – Ein fantastischer Sieg zum Auftakt, ein souveräner Erfolg im zweiten Spiel, ein Debakel in der dritten Partie und das Aus im Achtelfinale: Mexikos Weltmeisterschaft hatte praktisch alles außer einem Happy End, so kennt man das im südlichen Nordamerika aus jahrelangem Leiden.

Mexikos Achtelfinal-Fluch

Nutznießer und Verursacher dessen war Brasilien, das gestern in Samara planmäßig sein Deutschland-Trauma bewältigen, das 1:7 des WM-Halbfinale 2014 rächen sollte. Daraus wurde aus bekannten Gründen, Stichwort Deutschland, Stichwort Südkorea, nichts, die Gegner waren die Mexikaner. Die hatten ihr eigenes Trauma zu bewältigen, sind sie doch sechs Mal in Folge im Achtelfinale gescheitert.

Die schlechteste Milchmädchenrechnung der Fußballgeschichte hätte Mexiko einen 8:1-Sieg prophezeit, also das erwähnte 1:7 Brasiliens aus Belo Horizonte und das Gruppenphasen-1:0 der Mexikaner gegen die DFB-Elf addiert. Fußballkenner wussten selbstredend, dass es knapper zugehen würde.

"El Tri" versuchte es mit dem bewährten Rezept: Schnelle Angriffe, ständiges Suchen nach freien Räumen, Wille zum Dribbling, all das mit großem Aufwand. Das funktionierte in der Sauna von Samara vor allem zu Beginn, die letzten Pässe segelten beharrlich an allen Abnehmern vorbei.

Brasiliens Teamchef Tite hat in den letzten Tagen wohl die eine oder andere WM-Partie gesehen und aus dem Scheitern und Wackeln anderer Favoriten gelernt. Die Seleção suchte von Beginn an den Weg zum Tor, übertrieb es nicht mit der Geduld.

Erst nur Chancen, dann ein Treffer

Das sah dann so aus: Neymar schoss aus 18 Metern, Mexiko-Goalie Guillermo Ochoa ließ abprallen (6.). Neymar tanzte unwiderstehlich durch den Strafraum, nahm das lange Eck ins Visier – Ochoa hielt die linke Pranke hin (25.). Gabriel Jesus dribbelte ähnlich sehenswert, wieder hieß die Endstation "San Ochoa", wie der Lockenkopf in der Heimat schon genannt wird.Wirkte Mexiko anfangs besser, nahmen brasilianische Angriffe gegen Ende von Halbzeit eins überhand. Die Pause änderte wenig, Ochoa bestand seine bis dahin schwerste Prüfung gegen Coutinho (47.). Der Gegenzug ergab eine tolle Konterchance, die Hirving Lozano mit einem schlecht beratenen Schuss verschenkte. Derlei wird bestraft: Der schnelle Willian beamte sich förmlich in den Strafraum, spielte quer, Neymar grätschte den Ball über die Linie (51.).

Paulinho hatte das 2:0 auf dem Fuß, Ochoa verweigerte (59.). Als nächstes versuchte es Willian, der Mexiko-Keeper hätte da schon einen Mehrarbeitszuschlag einkassieren müssen, reagierte wieder grandios (63.). Bei Neymars Abschluss durfte er ausnahmsweise aussetzen, der ging von alleine vorbei (68.).

Die Gegenwehr der nun auch physisch unterlegenen Außenseiter kam dann abseits des Feldes: Miguel Layún stieg Neymar auf das Schienbein, der überschlug sich förmlich vor Schmerzgebärden. Keine Karte.Brasilien gab sich danach mit einer matten Partie zufrieden, hin und wieder unterbrachen mexikanische Härteexzesse die allgemeine Ungefährlichkeit.

Späte Entscheidung

In der 89. Minute entschied der eingewechselte Roberto Firmino die Partie. Er traf, nachdem Ochoa einen Neymar-Roller entscheidend abgelenkt hatte.Brasilien hatte seine erste Feuerprobe bestanden, hatte die anfangs gefährlichen Mexikaner über weite Strecken kontrolliert. Extraschichten im Abschlusstraining wären wohl kein Schaden. Im Viertelfinale muss Trainer Tite jedenfalls auf Real-Madrid-Profi Casemiro verzichten, der Mittelfeldmann ist nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt. (Martin Schauhuber, 2.7.2018)

Fußball-WM in Russland, Achtelfinale:

Brasilien – Mexiko 2:0 (0:0). Samara, Samara-Arena, SR Rocchi (ITA).

Tor:
1:0 (51.) Neymar
2:0 (88.) Firmino

Brasilien: Alisson – Fagner, Thiago Silva, Miranda, Filipe Luis – Paulinho (80. Fernandinho), Casemiro, Coutinho (86. Firmino) – Willian (91. Marquinhos), Gabriel Jesus, Neymar

Mexiko: Ochoa – Alvarez (55. J. Dos Santos), Ayala, Salcedo, Gallardo – Marquez (46. Layun) – Herrera, Guardado – Vela, Hernandez (60. Jimenez), Lozano

Gelbe Karten: Filipe Luis, Casemiro (im Achtelfinale gesperrt) bzw. Alvarez, Herrera, Salcedo