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Kasper Schmeichel hielt viele Bälle und dazu noch drei Elfmeter – zum Aufstieg ins Viertelfinale hat seine Weltklasseleistung aber trotzdem nicht gereicht.

Foto: ap/lukatsky

Kasper Schmeichels Miene verfinsterte sich noch mehr, als es die Situation ohnehin erklärte. "Nein", sagte der dänische Teamtorhüter und schüttelte den Kopf, "meine Teamkollegen haben mich nicht hängenlassen. Sie sind Helden!" Ein Journalist hatte es tatsächlich gewagt, die nervenschwachen dänischen Elfmeterschützen nach dem bitteren Aus im Achtelfinale gegen Kroatien zu kritisieren. Das passte Schmeichel gar nicht, er stellte sich demonstrativ vor sein Team. "Jeder Einzelne verdient meinen größten Respekt."

Einmal in Fahrt, brachte Schmeichel sogar noch die Kraft für einen flammenden Appell auf. "Wir verlieren gemeinsam, wir gewinnen gemeinsam" , sagte er: "Wir müssen aus dieser Niederlage, diesem Gefühl jetzt lernen – und dann geht es weiter. Ich bin unfassbar stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein."

Drei Elfmeter hatte der 31-jährige Goalie von Leicester City pariert, einen davon beim Stand von 1:1 in der Schlussphase der Verlängerung gegen Kroatiens Star Luka Modric (116.), zwei im Penaltyschießen. Weil seine Teamkollegen dort aber gleich dreimal vergaben, standen die sonst starken Dänen am Ende mit leeren Händen da. Seine Mitspieler waren davon peinlich berührt. "Kasper ist ein fantastischer Torhüter. Die Parade gegen Modric war Weltklasse. Er hat drei Elfmeter gehalten, das sollte eigentlich reichen", sagte Yussuf Poulsen: "Wir haben schlicht nicht die Nerven gehabt, um Kaspers Vorlagen zu verwerten." Spielmacher Christian Eriksen, der neben den eingewechselten Nicolai Jörgensen und Lasse Schöne verschossen hatte, wirkte gebrochen: "Wir haben Kasper im Stich gelassen. Natürlich fühlt sich das nicht gut an, wir waren so nah dran."

Das war vor allem Schmeichel zu verdanken, der nicht nur auf der Linie glänzte, sondern auch eine unglaubliche Präsenz im Strafraum hatte. Beim Gegentor durch Mario Mandzukic (4.) war er machtlos, der ehemalige Bayern-Star glich die frühe dänische Führung durch Mathias Jörgensen (1.) aus. Es folgte ein zähes Ringen, in dem die Dänen den Geheimfavoriten am Rande einer Niederlage hatten.

Vater vor Ort

Auf der Ehrentribüne litt Dänemarks Torhüterlegende Peter Schmeichel, Kaspers Vater, mit. Er hatte im EM-Halbfinale 1992 gegen die Niederlande im Elfmeterschießen nur einen von fünf Schüssen pariert – jenen von Stürmerstar Marco van Basten. Das reichte aber, weil seine Kollegen vom Punkt nervenstärker waren. Einige Tage später war Dänemark Europameister.

Am Montag twitterte der Ex-Star von Manchester United ein altes Foto. Er, der hünenhafte Peter, spaziert mit dem kleinen Kasper an der Hand über den Rasen von Old Trafford. Peter Schmeichel schrieb dazu, wie stolz er sei: "Wenn alle Tränen getrocknet sind, werden wir realisieren, wie gut wir waren."

Selbst die Kroaten, die nun im Viertelfinale gegen Gastgeber Russland spielen, gaben zu, glücklich gewonnen zu haben. Davor Suker, Verbandspräsident und WM-Held von 1998, sagte: "Am Ende hätte es in beide Richtungen gehen können – Schmeichel ist ein fantastischer Torhüter. Ich bin froh, dass wir ihn dreimal überwinden konnten."

Dabei geriet beinahe Danijel Subasic in Vergessenheit, der in jeder anderen Konstellation der Held des Spiels gewesen wäre – der Schlussmann des AS Monaco hatte schließlich ebenfalls drei Elfmeter gehalten. Für die Feurigen hat das gereicht. (sid, lü, 2.7. 2018)