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Nacer Chadli erlöste Mitfavorit Belgien mit seinem Siegestor zum 3:2 in letzter Minute. Es stand am Ende eines brillanten Spielzugs.

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Nach dem 0:2 durch Takashi Inui befanden sich die Japaner klar auf Sensationskurs.

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Die "Roten Teufel" kamen mit Köpfchen heran, etwa jenem von Marouane Fellaini, der für den Ausgleich sorgte.

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Rostow am Don – Kurz nach vier Uhr morgens Ortszeit dürfte es im zen-buddhistischen Tokoji-Tempel nahe der japanischen Stadt Hagi laut geworden sein. Jan Vertonghen hatte Takashi Inuis Steilpass nur minimal abgefälscht, so stand Genki Haraguchi unverhofft mitsamt Ball im Strafraum. Er zögerte, Vertonghen schaute zu, Haraguchi schoss aufs lange Eck, die 199 Zentimeter von Belgien-Goalie Thibaut Courtois waren nicht genug – 1:0 für Japan.

"Nur wenn ein Tor fällt" sei beim Public Viewing im Buddhisten-Tempel Jubel erwünscht, hatte Priester Taiko Ishida wissen lassen. Jetzt war Zeit dafür. Das gemeinsame Schauen im Tempel war wohl die kurioseste Blüte des Achtelfinaleinzugs der "Blue Samurai". Es wird sich nicht wiederholen, Japan scheiterte bei der Fußball-WM in Russland mit 2:3 (0:0) an Belgien. Die Europäer dagegen drehten als erstes Team seit Westdeutschland 1970 in einem K.o.-Rundenspiel einer WM einen 0:2-Rückstand.

Disziplinierter Außenseiter

Die "Roten Teufel" begannen vor einigen leeren Plätzen in der Rostow-Arena abwartend, ließen auch dem auf dem Papier unterlegenen Gegner Spielanteile. Axel Witsels erster Schuss nach 15 Minuten läutete dann eine Stärkephase ein, Romelu Lukaku traf den Ball wenige Meter vor dem Tor nicht gut – auch dank Maya Yoshidas Intervention (25.). Japanische Angriffe waren eine Rarität, Inuis Kopfball für Courtois eine Aufwärmübung (31.). Belgiens Kicker streuten da und dort eine Pass-Sequenz von Weltklasse ein, kamen aber kaum in gute Abschlusspositionen. Dementsprechend viele geblockte, abgefälschte, übermütige, abgerissene, verfehlte Schüsse waren zu verzeichnen.

Zum Abschluss der ersten Halbzeit kamen die Japaner auf, Courtois rutschte eine abgelenkte Hereingabe durch die Hände und Beine, er sicherte das Spielgerät vor der Torlinie. Trainer Akira Nishino durfte seinen Spielern zu einer hochdisziplinierten Defensivleistung gratulieren. Nach der Pause fiel der eingangs erwähnte Führungstreffer. Eden Hazard gelang der sofortige Ausgleich nur fast, sein Schuss traf die Stange. Dann, die 53. Minute, der nächste Bruch der angeordneten Tempelruhe. Inui schoss platziert aus 20 Metern, Courtois war zwischenzeitlich nicht gewachsen, also machtlos. Das 2:0.

Folgenreiche Wechsel und die beste Aktion zum Schluss

Belgien mühte sich, Lukaku köpfelte aus kürzester Distanz am langen Eck vorbei. Courtois verhinderte mit dem Fuß das 0:3, Belgiens Teamchef Roberto Martínez schickte Marouane Fellaini und Nacer Chadli auf das Feld. Der Anschlusstreffer – naja – passierte. Der Ball flog in hohem Bogen zu dem seitlich im Strafraum stehenden Vertonghen, der köpfelte aus großer Distanz auf das lange Eck. Der Ball senkte sich wie in Zeitlupe über Japan-Goalie Eiji Kawashima hinweg ins Tor (69.).Der Belgier machten weiter, belohnten sich: Hazards butterweiche Flanke landete auf Fellainis Wuschelkopf, es resultierte der Ausgleich (74.). Keine zwei Minuten später wurde Yuya Osakos Schuss in extremis geblockt, ebenso erging es Keisuke Hondas Versuch. Es war ein tolles Spiel.

Kawashima glänzte gegen Chadlis und Lukakus Kopfbälle (86.), Courtois wehrte Hondas Freistoß zur Seite ab (93.). In letzter Minute zeigte Belgien die beste Aktion des Spiels: Courtois fing einen Eckball, rollte zu Kevin de Bruyne aus. Der machte Meter, sämtliche Laufwege waren perfekt. Pass nach außen zu Meunier, Pass zurück, Lukaku ließ durch, Chadli netzte ein. Das war der Viertelfinaleinzug. Belgien trifft am Freitag auf Brasilien. (schau, 2.7. 2018)

WM in Russland, Achtelfinale:

Belgien – Japan 3:2 (0:0). Rostow am Don, Rostow-Arena, SR Malang (SEN)

Tore: 0:1 (48.) Haraguchi, 0:2 (52.) Inui, 1:2 (69.) Vertonghen, 2:2 (74.) Fellaini, 3:2 (94.) Chadli

Belgien: Courtois – Alderweireld, Kompany, Vertonghen – Meunier, De Bruyne, Witsel, Carrasco (65. Chadli) – Mertens (65. Fellaini), R. Lukaku, E. Hazard

Japan: Kawashima – H. Sakai, Yoshida, Shoji, Nagatomo – Hasebe, Shibasaki (81. Yamaguchi) – Haraguchi (81. Honda), Kagawa, Inui – Osako

Gelbe Karten: keine bzw. Shibasaki