Prag – Kaum eine Woche nach der Angelobung gerät die neue tschechische Justizministerin Taťána Malá aus der Protestbewegung Ano von Premier Andrej Babiš unter Druck. Sie wird vor allem mit Vorwürfen konfrontiert, in ihren zwei Diplomarbeiten an beiden absolvierten Hochschulen zum Teil Passagen aus anderen studentischen Arbeiten verwendet zu haben, berichteten Medien am Dienstag.

Demnach soll Malá verschiedene Stellen umgeschrieben haben, in einigen Fällen auch mit Tippfehlern. Die 36-jährige Ministerin verteidigte sich gegen diese Kritik. Sie habe "verschiedene Quellen" verwendet und könne "leider nicht ausschließen", dass sie vergessen habe, alle Quellen anzugeben. "Bestimmt war es nicht absichtlich", betonte Malá, der die Kritiker außerdem unzureichende Qualifizierung für die Leitung des Justizressorts vorwerfen.

"Mikroklimatische Bedingungen der Kaninchenzucht"

Malá hatte zunächst die Bodenkultur-Universität in Brünn absolviert, wo sie 2005 die Diplomarbeit zum Thema "Mikroklimatische Bedingungen der Kaninchenzucht" geschrieben hat. 2011 schloss sie dann das Studium an der Juridischen Fakultät der privaten Paneuropäischen Hochschule in Bratislava ab. Allerdings erkennt etwa die tschechische Anwaltskammer das Studium an dieser Hochschule nicht an, sodass man damit in Tschechien weder Anwalt noch Konzipient werden kann.

Malá hat zusätzlich noch eine Konzipientenpraxis absolviert, und zwar im slowakischen Dolný Kubín. Laut Medien gibt es aber Zweifel, wie ernsthaft sie diese Tätigkeit ausgeübt hat.

Die Opposition behauptet, Malá habe an der Spitze des Justizministeriums nichts zu suchen. Babiš verteidigte sie jedoch bisher, sie solle doch "mindestens für 100 Tage eine Chance bekommen". Nächste Woche wird sich die Babiš-Minderheitsregierung einer Vertrauensabstimmung im Parlament stellen. (APA, 3.7.2018)