Alles so schön bunt hier! Ein bisschen atmete die Vuitton-Show im Garten des Palais Royal während der Pariser Männermodewoche etwas von Michael Jacksons "We Are the World". Virgil Abloh, der neue Männermodedesigner bei dem Luxuslabel, ließ einen hunderte Meter langen Laufsteg in Regenbogenfarben aufbauen, noch mehr Aufmerksamkeit erregte das Modelcasting. Die Show eröffnete der amerikanische Rapper Playboi Carti in einem silbernen Cape, es folgte ein Heer an schwarzen Models und Musikern, darunter der US-Rapper Kid Cudi oder der 20-jährige Hip-Hopper Steve Lacy. Von den 56 Models, die bei Louis Vuitton über den Laufsteg marschierten, war rund die Hälfte nicht weiß. Damit auch niemandem entging, welches Statement der Luxusdampfer Vuitton damit gerade abgegeben hatte, wurden auf den Plätzen der Showgäste Weltkarten ausgelegt, auf denen die Herkunft der Models und ihrer Eltern verzeichnet war. Die Luxusindustrie steht nach etlichen Rassismusvorwürfen unter Zugzwang, sie kann es sich nicht länger leisten, am Prinzip Ausgrenzung festzuhalten.

Diversity ist modisch

In der letzten Saison hatten sich in Paris vor allem kleinere Modeunternehmen, die sich der Streetwear verbunden fühlen, mit "diversen" Castings hervorgetan: das Berliner Label GmbH oder Y/Project, für das der Belgier Glenn Martens designt, zum Beispiel. In dieser Saison war das nicht anders: Bei OAMC, dem Männermodelabel des Jil-Sander-Designers Luke Meiers, oder Y/Project (siehe oben) ist "Diversity" auf dem Laufsteg mittlerweile integraler Bestandteil der modischen Aussage. Auch Louis Vuitton will nun mit der Verpflichtung von Streetwear-Spezialist Virgil Abloh Modernität, Aufbruch und Coolness vermitteln: Der Amerikaner soll jene konsumfreudige Klientel für Louis Vuitton begeistern, die sich mit dem weißen Luxusmodelabel bisher nicht identifizieren konnte. Der 37-Jährige weiß wie kaum ein anderer, dass es in der Mode heute weniger um das Entwerfen von Kleidung als um die große Inszenierung geht.

Dazu gehört auch die seiner Herkunft. Abloh wuchs als Kind ghanaischer Immigranten in den Suburbs von Chicago mit Musik von Nirvana und dem Wu-Tang Clan auf. Nun ist er der erste schwarze Chefdesigner bei Louis Vuitton, vergleichbare Karrieren können bislang wenige europäische Traditionshäuser vorweisen, mit Ausnahme von Balmain (wo Olivier Rousteing entwirft) und Givenchy, wo Ozwald Boateng von 2003 bis 2007 Männermode designte. Spätestens in einem halben Jahr wird sich zeigen, ob das Casting bei Louis Vuitton mehr als eine Laune war. (Anne Feldkamp, RONDO, 7.7.2018)

Diversität. In den Frontrows sitzen Rapper wie Asap Rocky schon lang, ansonsten fallen kleinere Labels wie OAMC (Backstage-Fotos) oder Y/Project mit "vielfältigen" Casts auf.
Foto: Luca Fuchs
Während die Laufstege auf der Pariser Männermodewoche nach wie vor von weißen Models dominiert werden, setzte Louis Vuitton mit einem Cast aus Rappern (siehe 2. Bild links oben) ein Statement.
Foto: Luca Fuchs
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