Der 18-jährige Shawn Fanning stürzte 1999 die Musikindustrie in eine Krise – und versorgte die Jugend kostenlos mit Musik.

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Im Jahr 1999 stellte Napster die Welt ein wenig mehr auf den Kopf, indem die gleichnamige Software PCs mit Internetanschluss in eine Jukebox verwandelte. Jeder, der das Programm installierte, konnte Musikdateien über das Netz einfach mit anderen Nutzern tauschen. Das trieb die Musikindustrie, die ihre Felle davonschwimmen sah, zur völligen Weißglut.

Tagelang wurde alles heruntergeladen

Viele User beschrieben ihren ersten Kontakt mit der Tauschbörse wie einen Rausch. Tagelang wurde alles heruntergeladen, was einem gerade einfiel – und es gab kaum ein Musikstück, das nicht zu finden war. Das war auch der Grund, warum Napster zeitweilig die am schnellsten wachsende Community des damals noch jungen Internets war. Den meisten Nutzern war klar, dass diese Art des Musiktausches nicht ganz legal war, ein schlechtes Gewissen hatte aber kaum jemand. Schließlich war es damals auch üblich, kopierte Software zu benutzen. So gab es beim Kauf eines Rechners bei vielen IT-Händlern sogenannte Raubkopien von Windows und Office dazu.

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Der Napster-Client für Windows.
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Der Gründer von Napster, Shawn Fanning, entwickelte die Software als 18-jähriger Student in Boston, um mit einem in Virginia lebenden Freund Dateien auszutauschen. Die Technik war so erfolgreich, dass sich Fanning überreden ließ, ins Silicon Valley zu ziehen und eine eigene Firma aufzumachen. Der Name Napster leitet sich vom Spitznamen Fannings ab, mit dem Mitschüler auf sein dicht gelocktes ("nappy") Haar anspielten.

Schon bald nach der Gründung im Mai 1999 sah sich Napster Klagen der Musikindustrie ausgesetzt und wurde zum Feindbild der Branche, die Einbußen in Milliardenhöhe beklagte. Seither haben sich Labels und Musiker dem Kampf gegen Onlinepiraten verschrieben. Derzeit hoffen die Rechteverwerter auf den Einsatz sogenannte Uploadfilter, die Inhalte vor ihrer Veröffentlichung im Netz prüfen sollen.

Die Musikindustrie war mit der Situation überfordert

Nachdem Napster juristisch nicht hatte zerschlagen werden können, wusste sich die Musikindustrie nicht anderes zu helfen, als die Firma zu kaufen. Bertelsmann übernahm die Tauschbörse und besiegelte 2001 ihr Ende. Allerdings schickten sich alsbald unterschiedlichste Angebote an, das Erbe anzutreten. Beliebt waren etwa Gnutella oder Kazaa. Diese verschwanden mit dem Aufkommen von Torrentseiten, die bis heute wichtige Quellen für kopierte Musik und Filme sind.

Die Marke Napster existiert allerdings immer noch: als ein legaler Musikstreamingservice, den in Österreich der Diskonter Hofer feilbietet. Solche Angebote haben in den letzten Jahren Musikpiraterie massiv eingedämmt, da sie für wenig Geld Zugriff auf Millionen Lieder bieten. Besonders populär sind Spotify, Amazon Prime und Apple Music. (Markus Sulzbacher, 7.7. 2018)