Melbourne – Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer war von 1220 bis zu seinem Tod 1250 Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Ab 1198 war er überdies König von Sizilien, wo er einen umfangreichen Privatzoo unterhielt. Seine Leidenschaft für die Jagd im Speziellen und die Vogelwelt im Allgemeinen fand seinen Niederschlag in seinem für das Mittelalter wegweisenden Werk "De Arte Venandi cum Avibus", auf deutsch: "Die Kunst mit Vögeln zu jagen".

Das wenige Jahre vor seinem Tod verfasste Buch, mittlerweile Teil der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek, enthält mehr als 900 Bilder von Vögeln, von denen so einige bis dahin noch nie dargestellt worden waren.

Kaiser Friedrich II. hatte besonderes Interesse an der Falkenjagd im Besonderen und an Vögeln im Allgemeinen.
Illustr.: De Arte Venandi cum Avibus

Vier der Abbildungen sorgen für besonderes Interesse: Zu sehen ist darauf ein Kakadu – vermutlich immer derselbe – , der im Begleittext als "sprechender Papagei mit Haube" bezeichnet wird. Ornithologen haben sich diese Darstellungen nun genauer angesehen und sind zu dem Schluss gekommen: Es muss sich bei dem Tier um einen Gelbhauben- (Cacatua galerita) oder als Gelbwangenkakadu (Cacatua sulphurea) gehandelt haben – beide Arten kommen heute nur in Australien und teilweise auch in der angrenzenden Inselwelt Neuguineas und Indonesiens vor.

Sultan mit weitverzweigten Handelsbeziehungen

Wie dem Text zu entnehmen ist, war der Vogel ein Geschenk des "Sultans von Babylon". Die rötlichen Augen der Darstellungen lassen darauf schließen, dass es wohl ein Weibchen gewesen sein dürfte. Forscher um Heather Dalton von der University of Melbourne schließen daraus, dass der damalige Ayyubiden-Sultan in Ägypten Al-Kamil Muhammad al-Malik seine Waren (und damit auch den Kakadu) über ein sehr weitläufiges Handelsnetz erhalten haben muss.

Kakadus fanden bereits im Hochmittelalter den Weg bis nach Europa.
Illustr.: Biblioteca Apostolica Vaticana

Nachdem diese Kakadu-Arten als äußerst langlebig und in der Haltung als einigermaßen komplikationslos gelten, sei es durchaus plausibel, dass einzelne Tiere die jahrelange Reise von Australien bis Europa über mehrere Zwischenhändler schadlos überstehen, so die Forscher im Fachjournal "Parergon".

Damit sei auch ein Beleg dafür erbracht, dass bereits im Hochmittelalter Tiere und wahrscheinlich auch viele andere Handelsgüter wie Rohstoffe und Pflanzen aus dem südostasiatischen und australischen Raum bis nach Europa gelangt sind. (tberg, 3.7.2018)