"ZDFzoom: Zeitungen in Not": Nach dem Druck werden die Zeitungen an einem Band transportiert.

ZDF und Adnane Korchyou

Das Internet hat ein neues Mediensystem geschaffen, darin kommen Zeitungen nicht mehr vor", warnt der Medienökonom Frank Lobis in der heute, Mittwoch, um 22.45 Uhr auf ZDF ausgestrahlten Dokumentation Zeitungen in Not. Was ist uns Journalismus noch wert?. Das Konstrukt Tageszeitungen sei überholt, das Internet der große Feind. Es sei der Anfang vom Ende für das bedruckte Papier, heißt es – das allerdings seit vielen Jahren.

Web frisst Print

Durch das Internet hätten sich in Deutschland die Gesamtauflagen der Tageszeitungen in den letzten 20 Jahren halbiert. Die Lesegewohnheiten ändern sich, man hole sich Nachrichten vermehrt aus dem Netz. Leser gehen dadurch verloren, Werbeeinnahmen fallen weg – Web frisst Print. "Verlage sind heute de facto von ihren digitalen Angeboten abhängig", sagt Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags und Präsident des Bundesverbandes der deutschen Zeitungsverleger. Die Verlage verlieren nicht nur massiv an gedruckter Werbung, auch ihr Markt für digitale Anzeigen sei zusammengebrochen.

Google selbst bekennt sich als unschuldig, sieht sich vielmehr als wichtiger Partner der Zeitungsverlage. "Wir tun jede Menge für den Erfolg auch der Presseverlage und des Journalismus", findet Jörg Bremer, Pressesprecher von Google Deutschland.

"Wie Sand am Strand"

"Nachrichten im Internet verkaufen, das ist wie Sand verkaufen am Strand oder in der Wüste", sagt Medienökonom Lobis. Die Bereitschaft, für Onlinenachrichten zu bezahlen, sei scheinbar gering. Die Folgen seien Spardruck und Marktkonzentration. Zeitungen werden aufgekauft, Redaktionen zusammengelegt. Das Internet sei unverzichtbar, die einzige Hoffnung, zugleich der Feind.

Und dann doch noch ein Lichtblick: Die Printzeitungen in Norwegen beweisen, dass es auch anders geht, dass auch der Onlinemarkt für Verlage profitabel sein kann. Bei jeder zweiten norwegischen Zeitung steigen die Verkaufszahlen, europaweit vermerken sie die meisten Digitalabos.

Erlösmodell Kinderfußball

Vom Zeitungssterben keine Spur. Die Tageszeitung Nordlys setzt auf hyperlokale Nachrichten und ein ganz besonderes Verkaufsmodell: Liveübertragungen von Kinderfußballspielen. "Das wollen wirklich alle sehen. Da schließen Mütter, Väter, Onkel, Tanten, Omas und Opas ein Digitalabo ab", sagt Chefredakteur Helge Nitteberg. Auch bei amerikanischen Zeitungen wie der New York Times oder Washington Post floriert das Onlinebusiness.

Die Kernaussage der Doku: Verlage müssen neue Wege finden, um sich zu finanzieren. Denn guter Journalismus, egal ob gedruckt oder online, kostet Geld, und das wird sich auch nie ändern. (Hannah Weger, 4.7.2018)