Terézia Mora erhält den Georg-Büchner-Preis 2018.

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Die Liste der Preise, die Terézia Mora gewonnen hat, ist lang: Der Ingeborg-Bachmann-Preis steht darauf, der Preis der Leipziger Buchmesse, der Adelbert-von-Chamisso- und der Erich-Fried-Preis, der Deutsche Buchpreis, der Solothurner Literaturpreis. Und erst vor wenigen Tagen kam noch der Roswitha-Literaturpreis dazu, mit dem an die erste deutsche Schriftstellerin, die Kanonisse Roswitha von Gandersheim, erinnert wird. Nun erhält die 47-Jährige mit dem Georg-Büchner-Preis die wichtigste literarische Auszeichnung, die in Deutschland vergeben wird.

Mora, die 2013/14 die Frankfurter-Poetikdozentur innehatte, gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen. "In ihren Romanen und Erzählungen widmet sich Terézia Mora Außenseitern und Heimatlosen, prekären Existenzen und Menschen auf der Suche und trifft damit schmerzlich den Nerv unserer Zeit", heißt es in der Begründung der Jury.

Tatsächlich gemahnen ihre Figuren in ihrer Verlorenheit oft an die unbehausten Gestalten Georg Büchners. Bereits ihr Romandebüt Alle Tage (2004) erzählte von einem solchen Randständigen: Abel Nema, der den Krieg in seiner osteuropäischen Heimat flieht, ein Genie, das zehn Sprachen spricht, ein Überlebenskünstler und doch ein Fremder, Haltloser.

Bildstarke Sprache

Schon damals traf Mora besagten "Nerv" – und fand dafür eine bildstarke, aber niemals vulgär festschreibende Sprache. Um diese – die Worte, in denen ihre Figuren Halt suchen und verlieren – geht es ihr in all ihren Texten: "Lange, fundiert und hymnisch werde ich über die Sprache sprechen, welche die Ordnung der Welt ist, musikalisch, mathematisch, kosmisch, ethisch, sozial, die grandioseste Täuschung, dies ist mein Fach", heißt es in Alle Tage.

Die Grenzen der Welt wie der Idiome dürfte die in Berlin lebende Autorin nur zu gut kennen: Sie wurde 1971 im ungarischen Sopron geboren, gehörte dort zur deutschen Minderheit und wuchs zweisprachig – Ungarisch und Deutsch – auf. 1990 ging sie nach Berlin. Sie studierte Hungarologie und Theaterwissenschaft und ließ sich zur Drehbuchautorin ausbilden. Mora ist verheiratet und hat eine Tochter.

Neben drei Romanen umfasst ihr Werk zwei Erzählbände sowie Drehbücher, Essays, Hörspiele und Theaterstücke. 2017 schrieb sie mit vier Autorinnen den Akademietheater-Abend. Titel: Ein europäisches Abendmahl. (Andrea Heinz, 3.7.2018)