War bedient: Japans Teamchef Akira Nishino.

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Rostow am Don – Noch auf dem Spielfeld verbeugten sich die Japaner fast entschuldigend vor ihren Fans. Bittere Tränen flossen. Auch Kapitän Makoto Hasebe, Legionär bei Eintracht Frankfurt, war völlig mitgenommen, als er nach Mitternacht über das sportliche Drama von Rostow am Don sprach. "Ich bin sehr traurig, wir haben sehr gut gespielt und es trotzdem nicht geschafft", sagte er.

Niedergeschlagen und mit dem Gefühl völliger Leere schlichen sie aus dem Stadion. 2:0 hatte der Außenseiter gegen Belgien geführt, doch 17 Sekunden vor Ende der Nachspielzeit war mit dem Treffer von Nacer Chadli alles vorbei. "Es fühlt sich wie eine Tragödie an, aber ich habe das Ergebnis zu akzeptieren", sagte der deprimierte Trainer Akira Nishino, der seine Mannschaft ganz selbstlos in Schutz nahm.

Nur er, sagte der 63-Jährige, er allein trage die Verantwortung für das dritte japanische Achtelfinal-Aus nach 2002 und 2010. "Die Spieler sind nicht die Schuldigen, ich gebe mir die Schuld und zweifele an meiner Taktik", sagte Nishino, der erst im April das Amt von Vahid Halihodzic übernommen hatte. Japan habe in der Fußballwelt großen Eindruck hinterlassen, merkte Abwehrchef Maya Yoshida vom FC Southampton an. Aber auch ihm verschlug es vor lauter Enttäuschung immer wieder die Sprache. "Wir sind mental eingebrochen, das hätte nicht passieren dürfen."

Europäische Ligen

Vor dem 2:3 hatten die Japaner Eckball, liefen dann aber naiv in einen rasend schnellen Konter der Belgier. "Ich bin trotzdem sehr stolz, das Leben geht weiter", sagte Hasebe, während Yoshida seine Landsleute aufrief, verstärkt die Herausforderung in großen europäischen Ligen zu suchen. "Viele Spieler müssen sich daran gewöhnen, regelmäßig gegen diese starken Spieler zu spielen", sagte er. Nur so könne Japan mithalten und sich entwickeln. "Japan war grandios", sagte Belgiens Trainer Roberto Martinez. (red, sid, 3.7. 2018)