Radamel Falcao plauscht mit Schiedsrichter Mark Geiger.

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Moskau – Der Hauptschuldige für das Scheitern im Achtelfinale der Fußball-WM am Dienstag war bei Kolumbien schnell ausgemacht. Topstürmer Radamel Falcao und Teamchef Jose Pekerman übten heftige Kritik an Schiedsrichter Mark Geiger (USA), nachdem die Südamerikaner am Dienstagabend England im Elfmeterschießen mit 3:4 unterlegen waren.

"Der Schiedsrichter war eine Schande. Es ist schon komisch, dass er nur Englisch auf dem Platz sprach. Da ist sicher schon ein Stück Parteilichkeit dabei", sagte der Stürmer des französischen Erstligisten AS Monaco: "Es war mehr als deutlich, dass er im Zweifelsfall immer für England gepfiffen hat."

In der 57. Minute hatte Geiger nach einem ungeschickten Foul von Carlos Sanchez gegen Harry Kane auf Strafstoß für England entschieden. Der gefoulte Kane verwandelte sicher zum 1:0. Yerry Mina schaffte aber noch per Kopfball (90.+3) den Ausgleich. "Es ist schwer, ein Spiel mit diesen Entscheidungen zu bestreiten", meinte Pekerman. Geiger habe mit seiner Spielleitung für ein zerfahrenes Spiel gesorgt.

"Wir haben den letzten Schweißtropfen gegeben. Leider endet für uns das Abenteuer WM. Aber wir fahren mit einem ruhigen Gewissen heim, weil wir alles gegeben haben", sagte Kolumbiens Keeper David Ospina.

Tatsächlich hatte der Geiger wenig Akzeptanz auf dem Platz, doch seine Entscheidungen, vor allem der Elfmeter, waren weitestgehend korrekt. Eine Einschätzung, die Pekerman nicht teilen wollte. "Ein Spieler täuscht ein Foul vor und versucht eine gelbe Karte für den Gegner zu schinden. Das sind entscheidende Situationen", erklärte der 68-Jährige Argentinier.

Sechsmal Gelb

Insgesamt zückte der Referee achtmal Gelb, davon entfielen sechs Verwarnungen auf die Kolumbianer. "Ich möchte über Fußball sprechen, aber wir haben ein schwieriges Match gesehen" sagte Pekerman. "Wir müssen den Fußball beschützen." Dass es vor allem seine Spieler waren, die diverse unsportliche Mätzchen als taktisches Mittel verwendet hatten, überging der Coach in seiner Analyse geflissentlich.

Pekerman, der seine Zukunft nach Spielende offen ließ, wollte jedoch nicht die Leistung der Three Lions schmälern. "Sie haben es gut gemacht und sind ein großartiges Team." Neben der Spielleitung haderten die Kolumbianer auch mit dem Fehlen ihres Superstars James Rodriguez, der nach seiner gegen den Senegal erlittenen Wadenverletzung nicht mehr rechtzeitig fit geworden war. "Er ist ein Schlüsselspieler von uns, vor allem, wenn es darum geht, Chancen zu erarbeiten und diese zu verwerten."

Staatspräsident Juan Manuel Santos spendete den Spielern nach der Niederlage am Dienstagabend Trost: "Danke an meine kolumbianische Mannschaft, dass sie auf dem Spielfeld alles gegeben haben. Sie haben immer bis zum Schluss gekämpft. So sind wir Kolumbianer", twitterte er.

Maradona: "Monumentaler Raub"

Auch Diego Maradona hatte natürlich etwas zum Krimi von Moskau zu sagen: Der Schiedsrichter habe den Elfer für England "erfunden", meinte er in seiner TV-Sendung beim venezolanischen Sender Telesur. "Ich habe heute einen monumentalen Raub auf dem Platz gesehen, die Spieler trifft keine Schuld." (sid, APA, 4.7.2018)