Bild nicht mehr verfügbar.

Das ZDF hat wegen der Angriffe im Internet Strafanzeige gegen zwei Nutzer gestellt, die sich Neumann gegenüber extrem abfällig geäußert haben.

Foto: : AP /Sandra Hoever

Moskau – Fußball-Kommentatorin Claudia Neumann hat sich erstmals während der WM gegen die Beleidigungen gewehrt. "Man kann den Menschen nur immer wieder zurufen: Geht länger zur Schule. Bildet euch weiter, erweitert euren Bewusstseinshorizont, dann lernt man, auch andere Haltungen zu tolerieren", sagte Neumann im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit".

Die gegen sie im Netz gerichteten Anfeindungen und Demütigungen bezeichnet Neumann als "grauenvoll". "Diese Art von Kommunikation und falschem Demokratieverständnis, die sich durch die sozialen Medien frisst, ist grauenvoll", sagte Neumann der "Zeit". Dies sei aber "kein Claudia-Neumann-Problem, sondern ein gesellschaftliches Phänomen". Es gehe bei der Kritik nicht um sie als Person, "sondern darum, dass sich Frauen erdreisten, in exponierten Positionen im Fußball aufzutauchen", sagte Neumann.

Das Altbekannte kommt abhanden

Neumann hat eine Erklärung dafür, warum im Fußball gesellschaftliche Entwicklungen so spät ankommen: "Vielleicht brauchen Männer ihre kleine Oase des Rückzugs, in der man sie Kind sein lässt." Neben Neumann werden auch weibliche WM-Kommentatorinnen aus Schweden und England angefeindet. "Ob es weibliche Kommentatoren sind oder homosexuelle Spieler, Fußballer mit Migrationshintergrund – manche Menschen scheinen nicht akzeptieren zu wollen, dass ihnen das Altbekannte abhanden kommt", sagte Neumann.

ZDF stellt sich hinter Neumann

Die 54-Jährige rät den Personen, die sie bei der Fußballübertragung nicht hören wollen, "einfach den Ton auszuschalten, wenn es euch stört". Das ZDF hat wegen der Angriffe im Internet Strafanzeige gegen zwei Nutzer gestellt, die sich Neumann in Sozialen Netzwerken gegenüber extrem abfällig geäußert, sie beleidigt und zudem öffentlich zu Straftaten aufgefordert hatten.

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann hatte zuletzt im SID-Gespräch beklagt: "Dass Frauen Fußball live kommentieren, scheint nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern für verstörende Reaktionen zu sorgen." Unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) setzte sich öffentlich für Neumann ein. (sid/APA, 4.7.2018)