Damaskus – Inmitten eines Flüchtlingsdramas droht im Süden des Bürgerkriegslandes Syrien eine weitere Eskalation der Gewalt. Die Verhandlungen über eine friedliche Lösung für die umkämpfte Region sind vorerst gescheitert, wie Rebellensprecher Ibrahim Jabbawi am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Die Gesprächsrunde unter Vermittlung Russlands sei ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Einen neuen Termin für Verhandlungen gebe es nicht.

Das Gebiet um die Stadt Daraa ist eine der letzten Regionen in Rebellenhand. Regierungstruppen hatte vor rund zwei Wochen eine Offensive begonnen, obwohl für das Gebiet eine sogenannte Deeskalationszone vereinbart worden war. Syriens Verbündeter Russland unterstützt die Operation aus der Luft. Russland will die Angriffe trotz Warnungen vor einer neuen Flüchtlingswelle nicht stoppen, wie Außenminister Sergej Lawrow nach einem Gespräch mit seinem jordanischen Kollegen Aiman Safadi am Mittwoch erklärte.

Wiege des Aufstands

Die Rebellen hatten Medienberichten zufolge in den Verhandlungen vorgeschlagen, dass sie die Kontrolle über die Region behalten, aber ihre schweren Waffen schrittweise abgeben. Sie warfen Russland vor, eine Kapitulation der Regierungsgegner erzwingen zu wollen. Daraa gilt als Wiege des Aufstands gegen Syriens Präsidenten Bashar al-Assad, weil es dort im Frühjahr 2011 zu ersten Protesten kam.

Die humanitäre Lage in der Region hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Das Welternährungsprogramm WFP schätzt die Zahl der Vertriebenen auf bis zu 330.000 Menschen. Helfer und Aktivisten berichten, viele von ihnen lebten bei Temperaturen von fast 40 Grad schutzlos auf dem freien Feld.

In Jordanien haben nach UN-Angaben bereits mehr als 650.000 Syrer Zuflucht gefunden. Das Nachbarland sieht seine Kapazität erschöpft und hat die Grenze geschlossen. Zehntausende Menschen sind auch in Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen geflohen. (APA, 4.7.2018)