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Smartphones sind oft von Haus aus mit einer Fülle von Programmen ausgestattet, die die Nutzer gar nicht wollen.

Foto: Manu Fernandez / AP

Vielen Lesern wird das bekannt vorkommen: Da hat man sich gerade um viel Geld ein neues Smartphone oder einen frischen Laptop zugelegt, nur um nach der Einrichtung dann mit aufdringlichen Werbungen für ach-so-nützliche Zusatzfeatures oder für die breite Masse weitgehend sinnlosen Apps bombardiert zu werden. Einen solchen Vorfall beschreibt nun The-Verge-Autor Vlad Savov, der sich in einem aktuellen Artikel über Werbung auf seinem neuen Huawei MateBook X Pro ärgert. Ein 1.500-US-Dollar-Rechner, der mit einer Windows-10-Version, die den Beinamen "Pro" trägt, und seine Nutzer trotzdem schon im Startmenü mit Werbeeinschaltungen nervt: Das kann doch wirklich nicht sein, meint Savov und fordert die Hersteller auf: Es ist Zeit Bloatware endlich ein Ende zu bereiten.

Cloud

Ob am Desktop oder Smartphone: über die Jahre haben die Hardwarehersteller zahlreiche Wege gefunden, ihren Nutzern unerwünschte Software aufzudrücken. Gerade in der Bewerbung ihrer Cloud-Dienste sind die Hersteller zum Teil äußerst aggressiv, wer etwa nicht will, dass OneDrive die eigenen Daten von Windows 10 als Backup speichert, muss dies gleich mehrfach kommunizieren. Wer den Großteil der spärlichen 5 GB, die Apple iCloud-Usern zur Verfügung stellt, aufbraucht, erhält dafür tägliche Reminder, dass man mehr Platz gegen Bezahlung erhalten kann. Und auch Google Photos drängt bei jedem neuen Verzeichnis mit Bildern darauf, diese gleich in die Cloud laden will.

Definitionsfrage

Ob man all dies wirklich als Bloatware bezeichnen kann, ist freilich eine Frage der eigenen Einschätzung, manche sehen darin vielleicht auch hilfreiche Dienste, wie Savov eingesteht. Wo die Grenze zu Bloatware zu ziehen ist, ist nicht immer eindeutig festzumachen, vor allem wenn es um vom Betriebssystemhersteller selbst gelieferte Dienste geht. Ganz klar ist die Definition aber, wenn es um vorinstallierte Programme von Drittherstellern geht. So liefert etwa Samsung in den USA sein Galaxy S9 mit einer Fülle von zusätzlichen Apps der Verizon-Tochter Oath aus – früher als Yahoo bekannt. Dass mittlerweile kaum mehr wer die Services von Yahoo nutzt, scheint dem Hersteller dabei egal zu sein. Nicht weniger problematisch sei es, wenn ein Spiel wie Candy Crush Saga mit Windows ausgeliefert wird, obwohl viele User dies nie nutzen werden.

Alternativen?

Bleibt natürlich die Frage, warum sich die Nutzer all das gefallen lassen. Ein Grund sei sicher der Mangel an Alternativen, wie Savov betont. Gerade wer sich ein Smartphone über einen Netzanbieter kauft, komme solcher Bloatware kaum aus. Das einsame "Highlight" in seiner Karriere als Smartphone-Tester sei etwa ein LG-Gerät gewesen, das vom Netzanbieter mit gezählten 54 Zusatzprogrammen verunstaltete wurde – dies natürlich neben Branding am Gerät und über einen Splash Screen beim Start. Angemerkt sei, dass diese Praxis sehr zwischen unterschiedlichen Ländern variiert, in Europa etwa hat die Auslieferung von Bloatware durch die Provider in den letzten Jahren einen deutlichen Rückgang verzeichnet.

Positive Gegenbeispiele

Dass es auch anders geht, zeige ausgerechnet ein primär von Werbung lebendes Unternehmen vor: Dessen Pixelbook, aber auch andere Chromebooks, würde mit einer erfrischend schlanken und unaufdringlichen Softwareausstattung ausgeliefert. Und auch in der Android-Welt stechen die Pixel-Smartphones des Android-Herstellers als jene heraus, die mit vergleichsweise wenig Zusatzmüll ausgestattet sind.

Relationen

Während man bei Android-Geräteherstellern noch zu einem gewissen Teil verstehen könne, dass diese nach zusätzlichen Einnahmequellen suchen – immerhin machen nur wenige Firmen in der Smartphone-Branche einen Gewinn; hält Savov die Vorgehensweise von Microsoft für unentschuldbar. Dessen Werbeeinschaltungen bei Windows 10 würden wie ein zynischer Versuch wirken, möglichst viel Geld aus den eigenen Nutzern zu quetschen – was das Unternehmen aber so definitiv nicht nötig hätte. (red, 5.7.2018)