Als im Lauf des Jahres 2017 der "Islamische Staat" (IS) endlich aus seinen "Hauptstädten" im Irak und in Syrien, Mossul und Raqqa, vertrieben war, hoffte man auf ein baldiges und nachhaltiges Ende der unter dem Banner des Islam operierenden Verbrecherbande, der es gelungen war, sich quasi staatlich zu organisieren. Aber Experten warnten: Nur die territoriale Erscheinungsform des IS sei verschwunden, anders als dessen Mitglieder und ihre Ideologie.

Und sie hatten recht: Die Meldung vom Tod eines Sohns von IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi, Hudayfah, der bei Kämpfen in Homs umgekommen sein soll, ist gleichzeitig ein Lebenszeichen. An mehreren Orten in Syrien – auch in Raqqa – und im Irak kommen die IS-Kämpfer wieder aus ihren Löchern. Die dazu kursierenden Zahlen, wie viele es noch sein sollen, sind erschreckend: etwa zehnmal so viele, wie die Vorgängerorganisation des IS 2011 hatte, als sie mit dem Ausbruch des Aufstands und Kriegs in Syrien ihre Chance zum Aufstieg bekam.

Die Kräfte, die den IS erfolgreich bekämpft haben, sind heute anderweitig beschäftigt, die von den USA unterstützten Kurden in Syrien etwa haben sich gegen die türkischen Invasoren gewandt. Und – zynisch, aber wahr – eine gewisse Präsenz des IS in der Region garantiert auch, dass die USA und ihre Alliierten ihnen nicht die Hilfe entziehen. Und der IS hat Zeit, sich zu regenerieren. (Gudrun Harrer, 5.7.2018)