Manche mögens kalt: Ein internationales Forscherteam hat die evolutionären Beziehungen von über 30.000 Fischarten analysiert und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Fische in kalten Gewässern haben demnach in den vergangenen Millionen Jahren doppelt so schnell neue Arten ausgebildet wie tropische Fische.

Die Artenvielfalt von Fischen in tropischen Gewässern ist größer als in den kalten Ozeanen höherer Breitengrade. Bisher nahm man an, dass die warme Riffumgebung als evolutionärer "Hotspot" dient, an dem sich besonders viele Arten entwickeln können. In der Biologie wird das Phänomen, wonach die Biodiversität einer Region vom Breitengrad abhängig ist, als Latitudinaler Biodiversitätsgradient bezeichnet.

Artenschwund im Dunkeln

Eine Forschungsgruppe mit Beteiligung der Universität Freiburg hat sich für die aktuelle Studie in "Nature" die Beziehung zwischen Breitengrad, Artenreichtum und der Rate neuer Artenbildung bei Meeresfischen angesehen. Die Wissenschafter nutzten dafür eine Kombination aus genetischen Untersuchungsmethoden und Modellen für die geografische Verbreitung. "Unsere Ergebnisse sind erstaunlich und unerwartet, da die Artenbildung in den Regionen, die über den niedrigsten Artenreichtum verfügen, am schnellsten ist", sagte Kristin Kaschner von der Uni Freiburg.

Eine verbreitete Erwartung ist auch, dass eine hohe Artenbildungsrate zu einer hohen Artenvielfalt führt – das hängt aber davon ab, wie viele Arten überleben und sich etablieren können. Die Forscher konnten die Aussterberate in der vorliegenden Studie methodisch nicht erfassen. "In einem nächsten Schritt versuchen wir herauszufinden, wie sich die Artensterberaten in den polaren und den tropischen Regionen ausgewirkt haben", so Daniel Rabosky von der University of Michigan, Erstautor der Studie. (red, 6.7.2018)