Canberra – Tierische Einwanderer wie giftige Kröten und verwilderte Hauskatzen bedrohen zunehmend Australiens Reptilien. 975 und damit fast alle australischen Reptilienarten stehen demnach auf der aktualisierten internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN, wie die Organisation mitteilte. Sieben Prozent der Reptilien seien vom Aussterben bedroht.

Besonders gefährdet ist der Ohrlosen Graslanddrachen (Tympanocryptis pinguicolla), eine der seltensten Reptilienarten der Welt. Verwilderte Hauskatzen machen der winzigen, gerade einmal neun Gramm schweren Eidechsenart das Leben schwer. Auf der Roten Liste wurde die Art nun von gefährdet auf stark gefährdet hochgestuft. Neben den Katzen sind auch Buschbrände und invasive Pflanzen ein Problem für die kleinen Tiere.

Andere Reptilien vergiften sich beim Fressen der Aga-Kröte, die in den 1930er-Jahren als "Schädlingsbekämpferin" in Australien angesiedelt wurde. Die Population des Mitchells Warans (Varanus mitchelli) brach seit Ankunft der Kröte in einigen Gegenden um bis zu 97 Prozent ein.

Amphibien wiederentdeckt

Auch aus anderen Regionen der Welt gibt es schlechte Nachrichten. Eine starke Gefährdung sehen die Forscher etwa für den Maskarenen-Flughund (Pteropus niger), der nur auf den Inseln Mauritius und Réunion im Indischen Ozean vorkommt. Die Population brach zwischen 2015 und 2016 um etwa die Hälfte ein. Die Hauptursache sehen Biologen in einer staatlich durchgeführten Keulung der Tiere wegen angeblicher Schäden an Litschi- und Mangopflanzen. Die Fledertierart ist auch durch Entwaldung, Wirbelstürme und illegale Jagd bedroht. Die Flughunde spielen eine wichtige Rolle für das Ökosystem, weil sie Pflanzen bestäuben und Samen verteilen. Auf Warnungen der Umweltschützer hin stoppte die Regierung die Tötung der Tiere.

Die IUCN berichtet aber auch von Lichtblicken: Vier als möglicherweise ausgestorben oder ausgestorben geltende Amphibienarten in Ecuador und Kolumbien wurden wiederentdeckt. Dazu zählen die Jambato oder Quito Stummelfußkröte (Atelopus ignescens) und die Rio-Pescado-Stummelfußkröte (Atelopus balios).

Insgesamt weist die Rote Liste über 90.000 Arten auf, von denen über 26.000 zumindest gefährdet sind. Als ausgestorben gelten 872 Arten, über 5.500 Arten gelten als vom Aussterben bedroht. (APA, red, 6.7.2018)