Noah Lyles ist am aufsteigenden Ast.

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Lausanne – Noah Lyles zappelte ein bisschen mit den Armen, verrenkte die Hüfte und wippte von einem Fuß auf den anderen – wie immer feierte die neue Sprint-Sensation den Sieg mit einer kleinen Tanzeinlage. Doch wirklich zufrieden war der US-Boy mit seinem Auftritt beim Diamond-League-Meeting in Lausanne gar nicht.

"19,69 ist großartig, aber du kannst dich immer verbessern", sagte Lyles über seine 200-m-Zeit und meinte: "Meine Lebensziele sind groß." Sogar ziemlich groß. "Ich werde alles, was in meiner Macht steht, dafür tun, Usain Bolts Rekorde zu schlagen", sagte er am Rande des Meetings.

Anspruch auf die Krone

Seit der Abdankung von König Bolt fragt sich die Leichtathletik-Welt: Wer setzt sich nun die Sprint-Krone auf? Und mit Lyles erhebt jetzt der Erste lautstark Anspruch auf den Superstar-Status. "Ich bin gekommen, meine eigene Geschichte zu schreiben", sagte der erst 20-Jährige.

An Selbstvertrauen mangelt es Lyles jedenfalls schon einmal nicht. Allerdings hat der junge Mann aus Florida auch einiges zu bieten. Mit seinen Bestzeiten von 9,88 Sekunden über 100 m und den 19,69 Sekunden über 200 m ist er nicht nur die Nummer eins in der Welt, sondern auch schneller als ein gewisser Bolt im gleichen Alter (10,03 und 19,75 Sekunden). Ein Idol sei der Jamaikaner für ihn aber nie gewesen, sagte Lyles: "Denn es wäre falsch, jemanden auf ein Podest zu stellen und dann zu ihm aufzuschauen."

Ausgeprägtes Showtalent

Wie früher Bolt muss auch Lyles noch an seinem Start arbeiten. Sein Showtalent ist allerdings schon recht gut ausgeprägt. Das Tänzchen nach seinem Triumph bei den US-Meisterschaften über 100 m – angelehnt an den Animationsfilm "Die Unglaublichen" – wurde schnell zum Hit im Internet, seine Tanzschritte und deren Themen plant er weit im Voraus. Auch beim Videospiel "Fortnite" bediente sich Lyles, der stets eine dicke Kette um den Hals trägt, bereits.

"Ich liebe meine Themen", sagte Lyles, der nicht unbedingt ein Kraftprotz ist und auch technisch noch Reserven hat. Aber alles kein Grund, um klein zu denken. "Ehrlich gesagt habe ich in meinem Kopf, dass ich in diesem Jahr noch um 19,4 Sekunden laufen könnte", sagte Lyles, der damit dem 200-m-Weltrekord von Bolt (19,19) ein gutes Stück näher kommen würde. Doch der Emporkömmling "will nicht dem Weg eines Anderen folgen. Jeder sollte seinen eigenen Weg gehen", sagte Lyles. (APA, 6.7.2018)