Marino Formenti leitet bei der Intertonale den Silent Workshop

Foto: Intertonale/Stefanie Freynschlag

Im hektischen Konzertbetrieb erwächst bei Musikprofis immer auch die Sehnsucht nach einer gewissen Entschleunigung. Ziel: Eine gründlicher Auseinandersetzung mit Musik abseits des ständigen Spielens und Tourens. Ein Festival wie jenes in Lockenhaus ist etwa aus dieser Idee der vertiefenden Auseidersetzung entstanden. Klassiker widmen sich ohne Terminstudien der Kammermusik. Auch die in Scheibbs am Samstag startende "Intertonale" kann in diesem Zusammenhang als Oase des Gründlichen aufgefasst werden. Da ist allerdings weitaus mehr. Die Reihe ist stilistisch offen und demokratisch. Und Workshops mit Könnern ihres Faches bieten Studierenden Einsichten in die professionelle Praxis. Es geht also um Kommunikation und Transfer von Erfahrung.

Ohne Worte

Zu Beginn ist die Formation Leyya zu hören. Es gibt also Pop mit coolen und sphärischen Sounds, wobei das samstägige Konzert (20.00) in Scheibbs mit MusikerInnen aus der Region bestritten wird. Die Arrangements dafür schrieb der Komponist Arnold Zamarin. Dann geht es bis 13. Juli ans Studieren: Es gibt der Klassik vermittelnde und avantgardistisch hinterfragende Pianist Marino Formenti einen "Silent Workshop". Ein multistilistischer Dialog ist das, "jede Form von Musik ist möglich", heißt es da. Nur eine Bedingung existiert: Es darf nicht gesprochen werden.

Daneben geht es bei der "Intertonale" um Songwritig, von dem Anna Kohlweis erzählen wird. Man erfährt weiters beim Soundpaintig, wie durch Zeichengebung die Improvisation eines Orchesters zu lenken ist. Ja, und Artist in residence ist Saxofonist Wolfgang Schiftner. Der Jazzerfahrene , den man vom Trio Kelomat kennt oder von der Jazzwerkstatt Wien, ist ein Forscher der Improvisation: "Es geht um die Wachheit im Moment. Improvisation und Zusammenspiel funktioniert immer dann, wenn man wirklich im Moment und man selbst ist. Musik, egal welcher Art, ist immer jetzt, immer neu, immer frisch", sagt er. Bei der Intertonale ist mit weiteren vertiefenden Weisheiten zu rechnen, an diesem Ort der pulsierenden Entschleunigung. (6.7.2018, Ljubisa Tosic)