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Die Vorentscheidung durch Raphael Varane (re).

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Goalie Hugo Lloris rettete Frankreich mit unerschrockenem Einsatz die knappe Pausenführung.

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Die Entscheidung durch Antoine Griezmann. Routinier Fernando Muslera wurde dabei zur tragischen Figur bei Uruguay.

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Über das Tor zum 1:0 von Varane jubelte Griezmann (li) unbeschwert. Seinen eigenen Treffer zum 2:0 nahm der Uruguay-Freund mit stiller Demut hin.

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Nischni Nowgorod – Die vermeintlich existenzielle Frage für Uruguay wurde vor dem Duell mit dem Vize-Europameister mit Nein beantwortet. Edinson Cavani konnte wegen seiner im Achtelfinale gegen Portugal erlittenen Wadenblessur nicht in Nischni Nowgorod beginnen. Der Schützenkönig der französischen Liga saß aber gewissermaßen als Drohung für die eine und moralische Stütze für die andere Seite auf der Ersatzbank. Cristhian Stuani, Torjäger vom spanischen Erstligisten Girona, versuchte El Matador zu ersetzen – als Partner von Luis Suárez und als defensive Hilfskraft. Das galt als bitter nötig, bot doch Didier Deschamps gegen die bisher beste Abwehr der Endrunde in Antoine Griezmann, Olivier Giroud und Kylian Mbappé drei Stürmer auf.

Die zugedachte Rollenverteilung ging zunächst aber nicht auf, denn die Südamerikaner zogen sich nicht zurück, gestalteten das Spiel also offen. Stuani hatte nach einem Schnitzer von Raphaël Varane gar die erste Gelegenheit im Spiel (4.), besser war noch seine Chance nach einem Schuss von José Giménez, doch Frankreichs Goalie Hugo Lloris war geringfügig schneller (14.). Die Franzosen verbuchten mehr Ballbesitz, aber in der ersten halben Stunde nur eine echte Gelegenheit, die Mbappé überrascht über lässige Bewachung per Kopf aus kurzer Distanz vergab (15.). Es wäre Zeit und Raum für eine bessere Lösung gewesen. Zu einer Konstante des Spiels wurden die rasanten Duelle des Jungstars mit dem nicht minder flotten Diego Laxalt.

Perfekter Standard

Den französischen Angriffen gebrach es an Genauigkeit, insgesamt erhöhte sich aber der Druck auf die Defensive von Uruguay, die dann auch ihren zweiten Turniergegentreffer nach einer Standardsituation hinnehmen musste. Einen Freistoßball von Griezmann nach rüdem Einsteigen von Rodrigo Bentancur gegen Corentin Tolisso sandte der aufgerückte Innenverteidiger Varane vom Elferpunkt unbedrängt ins lange Ecke – eine einstudierte Aktion, der Goalie Fernando Muslera nichts entgegenzusetzen hatte (40.).

Fast unmenschlich mutete dagegen wenig später die Parade von Lloris bei einem Kopfball von Martín Cáceres im Anschluss an einen Freistoß von Lucas Torreira an. Diego Godin setzte den Abpraller über das Tor (44.). Uruguay drückte weiter, musste aber mit einem Rückstand in die Pause.

Verheerender Patzer von Muslera

Aus der Pause kamen sie mit dem festen Vorsatz, Frankreich von der eigenen Medizin kosten zu lassen, Coach Óscar Tabárez verstärkte die Willenskundgebung durch einen Doppeltausch, Uruguays Fans, in der Überzahl, machten Betrieb. Doch dann fiel der Celeste quasi der Himmel auf den Kopf. Bei einem an sich harmlos wirkenden Fernschuss von Griezmann patzte Muslera, sonst die Verlässlichkeit in Person, in seinem 102. Länderspiel fürchterlich und kassierte seinen ersten WM-Gegentreffer aus dem Spiel heraus. Griezmann, der vor der Partie seine Zuneigung zu Uruguay bekräftigt hatte, jubelte nur sehr verhalten (61.).

Uruguay musste noch mehr riskieren, die Partie wurde hektischer, eine schauspielerische Einlage von Mbappé, der eine Tätlichkeit von Cristian Rodríguez simulierte, führte zu Rudelbildung und erheblichen Schwierigkeiten für den argentinischen Schiedsrichter Nestor Pitana. Als die Situation beruhigt war, war auch der Schwung aus dem Spiel von Uruguay. Die Franzosen mühten sich vor dem sechsten Einzug ins Halbfinale wieder mehr um spielerische Linie. Da lag sogar ein höheres Ergebnis in der Luft, zumal die Südamerikaner ihrer großen Laufarbeit Tribut zollen mussten. Mbappé ging an diesem Tag als Unvollendeter vom Feld. Und bei Uruguay flossen schon vor dem Schlusspfiff Tränen der Enttäuschung. (Sigi Lützow, 6.7.2018)

Fußball-WM in Russland, Viertelfinale:

Uruguay – Frankreich 0:2 (0:1). Nischni-Nowgorod-Stadion, 43.319 Zuschauer, SR Pitana (ARG)

Tore:
0:1 (40.) Varane
0:2 (62.) Griezmann

Uruguay: Muslera – Cáceres, Giménez, Godín, Laxalt – Nández (73. Arrascaeta), Torreira, Vecino, Bentancur (59. Rodríguez) – Suárez, Stuani (59. Gómez)

Frankreich: Lloris – Pavard, Varane, Umtiti, Hernández – Kanté, Pogba – Mbappé (88. Dembélé), Griezmann (83. Fekir), Tolisso (80. Nzonzi) – Giroud

Gelbe Karten: Bentancur, Rodríguez bzw. Hernández, Mbappé