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Ketchup von Heinz wäre von den EU-Zöllen nicht betroffen. Was der US-Konzern in Europa an Tomatenketchup verkauft, wird in Großbritannien, Spanien, den Niederlanden und Polen hergestellt.

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Die Europäische Union bereitet offenbar Gegenmaßnahmen vor, sollte US-Präsident Trump seine Drohung wahrmachen und Autos und Autoteile mit Strafzöllen belegen. Nachdem Europa die amerikanischen Importschranken für Stahl und Aluminium mit Zöllen etwa auf Bourbon Whiskey und Harleys vergolten hat, sind auch diesmal typisch amerikanische Produkte ins Visier der EU-Kommission geraten, wie die "Financial Times" berichtete. Zum Beispiel Ketchup. Auf welche US-Firmen die Maßnahme abzielt, ist jedoch unklar.

Der Lebensmittelriese Heinz wäre nicht betroffen. "Was wir in Europa an Tomatenketchup verkaufen, produzieren wir in Europa", sagte ein Sprecher des US-Konzerns gegenüber dem STANDARD. Neben Ketchup will die EU im Fall von US-Zöllen auf Autos auch Rosinen, Koffer und andere Waren im Wert von 18 Milliarden Euro bezollen.

Trump beklagt "Ungerechtigkeit"

Trump beklagt schon länger, dass amerikanische Autohersteller gegenüber ihren europäischen Konkurrenten benachteiligt seien. Während in der EU Einfuhrzölle von zehn Prozent gelten, werden beim Autoimport in die Staaten nur 2,5 Prozent schlagend. Trump will diese "Ungerechtigkeit" korrigieren und 20 Prozent Zoll auf Autos einheben. Ob es so weit kommt, ist offen.

Richard Grenell, US-Botschafter in Berlin, signalisierte diese Woche gegenüber deutschen Autobossen, dass man bereit sei, von Zöllen abzusehen, sollten die USA und Europa sich auf ein umfassendes Zollabkommen einigen können. Die deutsche Bundeskanzlerin zeigte sich offen, im Automobilbereich über Zollsenkungen zu verhandeln. Zuständig sei aber die EU-Kommission, sagte Angela Merkel.

Einfluss auf Konjunktur

Den Handelsstreit bekommt die EU auch ohne Autozölle zu spüren. Die zunehmende Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China könnte sich nämlich auf die weltweite Konjunktur auswirken, warnte ein Sprecher der Wirtschaftskammervertretung (WKO) in Peking: "Das könnte zu einem Einbruch der Nachfrage in Branchen führen, die gar nicht unmittelbar von den Strafzöllen betroffen sind."

Kurzfristig könnte der Streit zwischen den Supermächten sogar positive Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft haben, meinen Experten. "Es könnte einen Anreiz für Washington und Peking geben, mehr Produkte aus Europa zu kaufen", sagte Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS). In Österreich könnte die Landwirtschaft davon profitieren, dass US-Agrarprodukte in China verteuert werden, sagte der WKO-Sprecher. Mittelfristig würden die negativen Effekte überwiegen.

Vertreter der Industrie fürchten, dass österreichische Produzenten nicht mehr Absatz in China, sondern mehr billige Konkurrenz auf dem heimischen Markt vorfinden könnten, wenn chinesische Unternehmen weniger in die USA exportieren können.

Größter Handelskrieg

Das chinesische Handelsministerium sprach vom "größten Handelskrieg in der Wirtschaftsgeschichte", nachdem am Freitag US-Zölle auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar (29 Mrd. Euro) schlagend wurden. Peking holte prompt zum Gegenschlag aus und bezollte US-Güter im selben Ausmaß.

Mit Russland hat nun ein weiterer großer Player angekündigt, US-Importe künstlich zu verteuern. Moskau will US-Produkte aus der Öl- und Gasindustrie, der Metallverarbeitung und dem Straßenbau mit bis zu 40 Prozent bezollen. Premier Dimitri Medwedew habe eine entsprechende Anordnung bereits unterzeichnet, erklärte das russische Wirtschaftsministerium. (Aloysius Widmann, 7.7.2018)