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Der BND nahm auch die Dependancen Schweizer Unternehmen ins Visier

Foto: Reuters/Hanschke

Die geheime Liste an BND-Spähzielen, die STANDARD und "Profil" Mitte Juni enthüllt hatten, sorgt auch in einer anderen Alpenrepublik für Ärger, nämlich in der Schweiz. Der "Sonntagsblick" hat nun recherchiert, welche Schweizer Tochterfirmen in Österreich von deutschen Agenten ins Visier genommen worden waren. Darunter befinden sich etwa der zur Novartis-Gruppe gehörende Arzneimittelhersteller Sandoz oder der Schraubenhersteller Bossard.

"Mit eigenen Mitteln bekämpfen"

Während sich die Schweizer Regierung offiziell nicht äußerte, gab der Nachrichtendienst NDB bekannt, die Ausspähung "mit eigenen Mitteln" zu bekämpfen. Der Geheimdienst-Experte Erich Schmidt-Eenboom, der sich in mehreren Büchern mit dem BND befasst hat, denkt, dass die Ausspähung großteils auf Auftrag der US-amerikanischen NSA erfolgt ist. "Man weiß heute, dass der US-Geheimdienst NSA enge informelle Beziehungen in die landeseigene Großindustrie pflegt und Informationen mit US-Konzernen austauscht", sagte Schmidt-Eenboom zum Sonntagsblick.

Der Schweizer Politiker Claude Janiak von den Sozialdemokraten will als Reaktion auf die Enthüllungen die Zusammenarbeit mit dem BND prüfen lassen. Kaniak ist Präsident der Geschäftsprüfungsdelegation, die die parlamentarische Oberaufsicht über den Schweizer Nachrichtendienst NBD ausübt. "Wir werden uns im August zu einer Aussprache mit dem NBD-Chef treffen", sagt Janiak zum Sonntagsblick.

Vorwurf der Wirtschaftsspionage

Spekulationen über Wirtschafts- und Industriespionage heizten am Freitag publizierte Recherchen von STANDARD und "Profil" an: Laut der BND-internen Liste begann die Ausspähung einer österreichischen Firma einen Monat, bevor publik wurde, dass diese von dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall übernommen wurde. Nach den ersten Enthüllungen hatte sich die österreichische Regierungsspitze empört gezeigt und Aufklärung gefordet. (fsc, 8.7.2018)