Verkostung des ersten gemeinsamen Produkts: Karin Kaufmann, Norbert Fidesser und Johann Drexel (von links).

Foto: Philipp Stürzenbecher

Egg – Man nehme würzige Kräuter aus dem Bregenzerwald, feinen Weißen aus dem Weinviertel, edlen Branntwein aus Lustenau, mische, destilliere und gäre. Das Ergebnis: ein neues Produkt und die Überzeugung, dass die Zukunft des Unternehmerseins in der Kooperation liegt. Das Produkt, ein Wermutgetränk namens Vreimuth ist "ideal als Aperitif oder Speisenverfeinerer", sagt Karin Kaufmann, Vorarlberger Köchin und Gewürzspezialistin, bekannt als "Frau Kaufmann". In ihrer Kochschule entstand die Idee zur Kooperation mit einem Weingut und einer Destillerie.

Johann Drexel, junger Chef der Lustenauer Destillerie Freihof, war Teilnehmer in einer Kochrunde und begeistert von Gewürz- und Kräutermischungen der Köchin. Spontan habe er ihr vorgeschlagen, gemeinsam einen Gin zu machen, erzählt Kaufmann. Wermut würde sie als Kräuterfrau mehr interessieren, habe sie geantwortet. Und zwar einen, der im Gegensatz zu Industrieprodukten ohne Zucker und Chemie auskomme. Als Dritten holte man sich den Weinviertler Biowinzer Norbert Fidesser in die Runde. Die ersten Weinproben schafften es aber nicht in die Destillerie, lacht Kaufmann: "Die waren so gut, dass wir sie alle getrunken haben."

"Ehrliches Produkt ohne Firlefanz"

Fidesser, der mit seiner Familie in Platt, einem kleinen Weinbaudorf südlich von Retz, biodynamische Weine produziert, mischte für den Wermut eine Cuveé: Roter Veltliner für die Wärme, Sauvignon als Säurebringer und aromatischer Traminer. Drexel suchte das passende Obst und entschied sich für die Williamsbirne. Eineinhalb Jahre lang dauerte die Test- und Entwicklungsphase.

2017 brachte das Trio den ersten Vreimuth auf den Markt. "Vintage Vermouth" steht auf dem Etikett. "Wir wollten ein ehrliches Produkt ohne Firlefanz, es sollte nach Wermut schmecken wie früher", sagt Kaufmann. Das Bittere, sollte dominieren. "Denn bitter geht in unserer Geschmackspalette immer mehr verloren."

Vreimuth ist nun Teil des Freihof-Sortiments für ausgewählte Getränkegroßhändler. Potenzial für das Produkt sieht Johann Drexel "vor allem im urbanen Raum, in der Barszene". Für internationale Märkte, die Freihof anpeilt, sei der Vintage-Wermut ein Türöffner, "da muss man nicht so viel erklären wie bei Schnaps".

Für die drei Unternehmer ist es die erste Kooperation dieser Art. "Jeder bringt das ein, was er am besten kann, da macht Arbeit richtig Spaß", sagt Karin Kaufmann. Drexel sieht in spannenden Kooperationen die Zukunft. Voraussetzung: "Es müssen sich Spezialisten finden, deren Philosophie zusammenpasst." (Jutta Berger, 9.7.2018)