Didier Deschamps: "Ich habe ein junges Team, das immer resoluter wird."

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Istra – Zwei Siege trennen Frankreich vom zweiten Titel nach 1998. Die Équipe Tricolore hat sich nach dem Aus von Brasilien bei den Buchmachern zum neuen Favoriten aufgeschwungen. "Teuflisch", titelte die Sportzeitung L'Équipe. Die Schlagzeile galt natürlich dem Halbfinale am Dienstag (20, ORF 1) gegen Belgiens Rote Teufel in Sankt Petersburg.

"Unser Ziel ist nicht das Halbfinale, wir wollen es bis zum Schluss schaffen", sagte Paul Pogba. Die Euphorie in der Heimat ist groß. Auf den Pariser Champs-Élysées wurde mit Hupkonzerten gefeiert wie vor 20 Jahren bei der gewonnenen Heim-WM. "Alle Träume sind erlaubt für diese Blauen, die nichts aufzuhalten scheint", schrieb Le Figaro.

Coach Didier Deschamps sah es nüchterner. "Wir haben eine komplizierte erste Runde gehabt. Wir waren vielleicht nicht die Besten, sind aber immer weitergekommen. Wir waren realistisch und effektiv", sagte der Teamchef. Ab dem 4:3 gegen Argentinien habe man an Stärke zugelegt, aber "es gab immer noch Dinge, die nicht perfekt waren".

Professor und Kaiser

Frankreichs Defensive ist nicht die stärkste, der Kader mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren nach jenem Nigerias der zweitjüngste bei der WM. Sie muss gegen die hochkarätige Offensive der Belgier die Ruhe bewahren. "Ich habe ein junges Team, das immer resoluter wird", sagte Deschamps. "Man kann sehen, dass sie positiv denken und sich sehr stark weiterentwickelt haben." Sein ganzer Stolz sei diese Mannschaft, sagte der einstige Weltmeisterkapitän. Bisher holten nur Brasiliens "Professor" Mário Zagallo (1958 und 1962, 1970) und "Kaiser" Franz Beckenbauer (1974, 1990) den Titel als Spieler und Trainer.

Schon am Freitagabend nach dem Viertelfinale gegen Uruguay war das Team aus Nischni Nowgorod ins WM-Quartier nach Istra nahe Moskau zurückgekehrt. Am Montag geht es weiter nach Sankt Petersburg. Für das Spiel haben sich viele prominente Unterstützer angekündigt. Auch Staatspräsident Emmanuel Macron, der daheim mit einem Umfragetief zu kämpfen hat, reist zum Halbfinale. Weitere Feierlichkeiten kämen ihm gerade recht. (sid, lü, 8.7.2018)