Vom US-Präsidenten mit weiteren Zöllen bedroht, von China mit offenen Märkten gelockt: Die Avancen Pekings werden nichts daran ändern, dass die USA auch unter dem launischen Immobilienpräsidenten Donald Trump Europas engster Verbündeter bleiben. Eigenwillige Auslegung von Menschenrechten, Verletzung von geistigem Eigentum, fehlende Rechtssicherheit und unfaire Behandlung von ausländischen Unternehmen wiegen schwerer als Importzölle auf Stahl oder – wie sie die USA vermutlich bald einführen werden – Autos. Außerdem ist der Trump-Spuk spätestens nach einer weiteren Amtszeit wieder vorüber. In China wird sich an der Herrschaft der kommunistischen Partei so schnell nichts ändern.

Das heißt nicht, dass Europa die Anfeindungen des US-Präsidenten aussitzen und die Annäherungsversuche Chinas einfach ignorieren sollte. IWF-Chefin Christine Lagarde hat recht, wenn sie die zentrale Rolle Europas im Handelskonflikt zwischen Peking und Washington betont. Gemeinsam ist Europa groß genug, um den Amerikanern mit Vergeltungszöllen zu schaden. US-Sanktionen gegen China kann die EU zum Teil abfedern, indem sie enger mit Peking zusammenarbeitet. Europa könnte die Avancen Chinas nutzen, um Trump zu einem versöhnlicheren Kurs gegenüber der EU zu bewegen. Der Deal: keine weiteren Zölle gegen Europa, dafür keine engere Kooperation mit China. (Aloysius Widmann, 9.7.2018)