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Rettungsschiffe werden festgesetzt und damit täglich Flüchtlinge akuter Todesgefahr ausgesetzt.

Foto: AP/Alessandro Fucarini

Man gewöhnt sich daran. Es wird schleichende Normalität. Diese "hässlichen Bilder": die im Wasser treibenden kleinen Leichen in bunten Strampelanzügen. Die in den Sand diverser europäischer Strände geschmiegten leblosen Kindergesichter. Seit dem Tod des Buben namens Alan Kurdi ist ja schon einige Zeit vergangen. Da stumpft man schon einmal ab. Ja, da kann man leider nichts machen. Im Gegenteil. Man will offenbar auch nichts machen.

Es sind eben die falschen Kinder mit falschen Geburtsorten. Irgendwann wird man sich fragen müssen, wie es so weit kommen konnte. Wieder. Und auch, wie es in Europa wieder möglich war, Menschen, die andere Menschen retten, wie des Verbrechens Verdächtige zu behandeln. Die Frage zu stellen, wie man es zulassen konnte, Rettungsschiffe festzusetzen und damit täglich Flüchtlinge akuter Todesgefahr, ja Todesgewissheit auszusetzen, und dabei sagen zu können, es sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Ja, leider, leider! Unschöne Bilder, keine Frage. Aber: alles gesetzeskonform.

Die Frage wird einmal schmerzhaft brennen. Wie es in Europa salonfähig wurde, diese Situation herbeizuführen, die schon einmal Realität gewesen ist. Jene, die Anne Frank und ihre Familie versteckten, handelten auch damals schon strafbar und wider das Gesetz. Und jene, die Anne Frank töteten, handelten legal. Legalität ist ein dehnbarer Begriff. Das Sterben aber ist endgültig. (Julya Rabinowich, 8.7.2018)