Frankreich: Der Letzte der Topfavoriten

Paul Pogba, Samuel Umtiti, Lucas Hernandez, Raphael Varane, Olivier Giroud, Hugo Lloris, Antoine Griezmann, Benjamin Pavard, N'Golo Kanté, Blaise Matuidi, Kylian Mbappé.
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Stärken: Der Weltmeister von 1998 kam in Russland nur schwer in die Gänge. Trainer Didier Deschamps experimentierte in der Gruppenphase mit seinen Aufstellungen, was zu Kritik aus der Heimat führte. Inzwischen hat er seine Stammformation gefunden, mit Beginn der K.-o.-Runde steigerte sich die Mannschaft markant. Sie verfügt über eine hochkarätige Offensive, angeführt von Antoine Griezmann und dem 19-jährigen Kylian Mbappé.

Schwächen: Frankreich wird nach dem Ausscheiden von Brasilien als Topfavorit gehandelt. Das Spektakel beim 4:3 im Achtelfinale gegen Argentinien zeigte aber, dass die französische Verteidigung nicht unüberwindbar ist. Die Alternativen in diesem Mannschaftsteil sind gering.

Belgien: Hoffen auf "goldene Generation"

Thibaut Courtois, Romelu Lukaku, Axel Witsel, Vincent Kompany, Marouane Fellaini, Thomas Meunier, Toby Alderweireld, Kevin De Bruyne, Eden Hazard, Nacer Chadli, Jan Vertonghen.
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Stärken: Belgien wurde der Rolle als Mitfavorit vollauf gerecht und gewann als einziges Team alle seine fünf Spiele in der regulären Spielzeit. Mit Eden Hazard, Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku verfügen die Roten Teufel über das wohl beste Offensivtrio der Welt im Umschaltspiel, was im Viertelfinale Brasilien schmerzlich zu spüren bekam. Die einzige kritische Situation, als Belgien im Achtelfinale gegen Japan 0:2 zurücklag, meisterte die "goldene Generation", wie sie in der Heimat bezeichnet wird, dank starker Joker mit Bravour. Der spanische Trainer Roberto Martinez überzeugte mit taktischer Variabilität.

Schwächen: Die belgische Abwehr bestand den Härtetest gegen Brasilien mit Können, Leidenschaft und etwas Glück – und dank Vincent Kompany, der nach seiner Verletzung rechtzeitig zur K.-o.-Phase in die Startaufstellung zurückgekehrt ist. Die Achillesferse ist die linke Seite, wo Jan Vertonghen nicht immer überzeugte. Und auf der rechten Seite fehlt im Halbfinale der gesperrte Thomas Meunier.

England: Frühreife Löwen

Kyle Walker, Ashley Young, John Stones, Jordan Pickford, Harry Maguire, Dele Alli, Jordan Henderson, Harry Kane, Kieran Trippier, Jesse Lingard, Raheem Sterling.
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Stärken: Die junge englische Mannschaft gehörte zu den positiven Überraschungen des Turniers. Neben Kapitän Harry Kane (sechs Tore) spielten sich auch weniger bekannte Namen wie Harry Maguire und Kieran Trippier in den Vordergrund. In Russland haben die Engländer auch ihr Elfmetertrauma beendet und mit Jordan Pickford endlich wieder einen guten Rückhalt. Die Mannschaft tritt homogen auf und weiß auch spielerisch zu gefallen. Trainer Gareth Southgate schaffte es, seinem Team eine eigene Identität zu verleihen. "Wir schreiben unsere eigene Geschichte", sagte Southgate und brach damit mit der englischen Vergangenheit, die viel öfter eine übersteigerte Erwartungshaltung, Enttäuschung und Trauer brachte als Erfolg.

Schwächen: Noch hat die Mannschaft ihre Reife nicht erreicht, vielen Spielern fehlt die Erfahrung auf der ganz großen Bühne. Nach dem dritten Sprung unter die ersten vier nach 1966 und 1990 steigen die Erwartungen auf der Insel wieder ins Unermessliche. Die Frage wird sein, wie die jungen Löwen damit umgehen und ob sie ihre Unbeschwertheit beibehalten können.

Kroatien: Per Elfmeter ins Halbfinale

Dejan Lovren, Ivan Strinic, Mario Mandzukic, Ante Rebic, Danijel Subasic, Ivan Perisic, Domagoj Vida, Ivan Rakitic, Sime Vrsaljko, Andrej Kramaric, Luka Modric.
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Stärken: Modric, Rakitic, Mandzukic, Brozovic, Perisic – allein von den Namen her ist der Halbfinaleinzug der Kroaten keine Überraschung. Kaum eine Mannschaft ist im Mittelfeld mit mehr Talent gesegnet als die von Zlatko Dalic. Mit dem 3:0 gegen Argentinien in der Gruppenphase hatte der WM-Dritte von 1998 für ein erstes Ausrufezeichen gesorgt. Die Vorrunde schlossen die Kroaten ohne Verlustpunkt ab – trotz der Nominierung der B-Elf gegen Island.

Schwächen: Mit Beginn des Achtelfinales wurde für die Kroaten plötzlich alles komplizierter. Sowohl gegen Dänemark als auch gegen Russland konnten sie nicht mehr an ihre überzeugenden Leistungen aus der Vorrunde anknüpfen und schafften jeweils erst im Elfmeterschießen den Aufstieg. Die Nerven begannen zu flattern – außer bei Ivan Rakitic, der jeweils als letzter Schütze vom Elferpunkt cool blieb. Noch nie hat eine Mannschaft den WM-Titel geholt, die zwei Partien erst im Elfmeterschießen gewann. (APA, 9.7.2018)