Gruß vom Fuß an alle, die ihn pflegerisch vernachlässigen und damit den Weg für bakteriell Unliebsames ebnen.

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Von erfreulich gepflegten, mit Feilen, Raspeln und Scheren auf Hochglanz gebrachten Damenfüßen soll hier nicht die Rede sein, sondern vom genauen Gegenteil: Vom mitteleuropäischen Durchschnittsfuß, der, kaum dass die Sonne herauskommt, ins Freie gelassen wird, nur noch von Flipflops gebändigt.

"Der Fuß!", kommt daher meist zu Recht nicht vor als Antwort auf die Frage, wohin der Mensch beim Gegenüber als Erstes schaut, wenn es darum geht, Signale zu empfangen, eher hört man ein wohl nicht ganz ehrliches: "Auf die Hände!" Kaum einer schaut auf den Fuß, der oft einen harten Winter lang keine frische Luft geschnappt und nur wenig reinigende Seife gespürt hat. Viele Füße sind auch schlicht im falschen Schuhwerk gesteckt oder – aber auch nicht viel besser! – in nur einem einzigen Schuhwerk, dem immer gleichen nämlich.

Weit weg vom Herz

Entsprechend sieht "der Fuß" dann oft aus, und entsprechend riecht er. Genau deswegen hat er letztlich aber doch einiges zu bieten, zumindest für die Fachgruppe der Dermatologen. Dass der Fuß an der größtmöglichen Peripherie des Körpers, am denkbar weitesten entfernt vom Herzen angesiedelt ist, spielt bei der Entwicklung von Krankheiten eine zentrale Rolle, denn "gewisse Pflegemaßnahmen werden dort nicht so intensiv durchgeführt", wissen Experten aus dem weiten Fachbereich der Dermatologie. Sie sind im weitesten Sinne Anlaufstelle für Füße und ihre Hautkrankheiten.

Die Krux mit der anatomischen Realität von Füßen: Bücken ist nicht jedermanns Sache. Und noch längst nicht jeder, der sich bücken kann, säubert die Füße dann auch in den besonders anfälligen Zwischenräumen der Zehen!

Vergisst oder verzichtet man aber länger auf die Pflege seiner Treter, machen sich dort die ungeliebten Pilze (im Fachbegriff Mykosen) breit, die es einerseits gerne feucht und warm mögen und in Socken und Schuhen ideale Entwicklungsbedingungen vorfinden, die sich andererseits aber auch mit Vorliebe gerade dort vermehren, wo wir gerne barfuß gehen: in Schwimmbädern, Fitnesscentern, in Duschen und Saunen, aber auch in den Spannteppichen von Hotelzimmern. Am stärksten, warnen Experten allerorts, sei die Keimbelastung ausgerechnet vor den "Fußduschen" in den Bädern, daher sollten diese mit Schlapfen an den Füßen möglichst weiträumig umgangen werden.

Wenn der Pilz kommt

Die Haut, besonders an den Füßen, hat sehr viele Funktionen, lese und höre ich auf meinem Informationszug. "Sie ist Schutzbarriere nach außen und wirkt wie ein Panzer." Damit dieser "Panzer" allerdings funktioniert, muss das Gleichgewicht gehalten werden, eine natürliche Bioflora sowie Abwehrzellen in unserer Haut halten angriffige Keime fern. Und jetzt Achtung: Wenn wir uns zu viel waschen oder uns zu lange und zu heiß duschen, dann kippt dieses Gleichgewicht! Zu häufiger Wasserkontakt, für den unsere Haut nicht geschaffen sei, ließe sie austrocknen, Pilze, Keime und Bakterien dringen dann durch die entstehenden Risse ein. Es können sich Austrocknungsekzeme (auch Exsikkationsekzeme, Asteatosis cutis) bilden, oder es kommt zu Fuß- oder Nagelpilzerkrankungen (lat.: Onychomykosen) Am häufigsten trete dabei der Fadenpilz in Erscheinung, seine Freunde heißen Schimmel- und Hefepilz. Sie machen es sich wahlweise in unseren Nägeln oder auf unserer Haut gemütlich. Mit Hautpilzen kommen die Menschen oft relativ spät zum Dermatologen, weil sie bei trockener, schuppiger Haut den Pilz nicht erkennen, der dem dyshidrotischen Ekzem verblüffend ähnelt.

Pilze werden in der Regel mit Salben und Cremen behandelt, dies allerdings über Wochen (!) und konsequent (!). Und ohne entsprechende Begleitmaßnahmen wie dem täglichen (!) Wechseln der Socken und dem anschließenden Waschen derselben bei 60 bis 90 Grad, ohne Desinfizieren und dem ebenfalls regelmäßigen Wechseln der Schuhe sowie ohne die Verwendung atmungsaktiver Materialen wäre jeder Heilungserfolg sowieso ausgeschlossen. "Wenn jemand unter immer wiederkehrenden Infektionen leidet, macht es vielleicht auch Sinn, Streifen mit Silber in die Zehenzwischenräume zu legen", sagen Experten. Dies gelte vor allem für Diabetiker, die immer wieder Probleme mit Pilzen hätten, weil ihre Krankheit den Fuß oft schmerzunempfindlich mache und dadurch Entzündungen nicht rechtzeitig erkannt werden. Auch nicht schön: Bei verminderter Durchblutung und "insgesamt ungünstiger Situation im Bereich des Fußes" könne man einen Rotlauf (lat.: Erysipel), eine bakterielle Weichteilinfektion der Haut, entwickeln, der von einem Fußpilz ausgeht.

Nagelpilz und Warzen

Besonders unappetitlich ist der Fußnagelpilz, bei dem sich die Nagelplatte bräunlich-gelblich verfärbt und bröckelt. Der Nagel löst sich dabei langsam auf. Bei dieser Diagnose müsse man aber besonders vorsichtig sein, mahnen Experten, weil auch andere Erkrankungen zu solchen Veränderungen führen könnten wie zum Beispiel zu Tumoren oder Warzen unterhalb der Nagelplatte.

Warzen (lat.: Verrucae) bekäme im Laufe seines Lebens fast jeder irgendwann, wissen Dermatologen. Dagegen helfen auflösende Tinkturen (teils mit chemotherapeutischen Wirkstoffen), das Abschaben der Hornhaut, die durch die Warze gebildet wird, das Tragen von Entlastungsringen oder das Vereisen mit Stickstoff. Behandlungsbedürftig wären Warzen eigentlich nur dann, wenn sie tatsächlich auch Schmerzen verursachen, die etwa durch den sogenannten Dorn entstehen, der nach innen wächst. Warzen werden durch einen Virus übertragen und sind infektiös, also Vorsicht bei direktem Fußkontakt aller Art, zum Beispiel auch beim "Fusserln"!

Eingewachsener Nagel

"Gewisse Wuchsformen der Nägel sind durchaus angeboren, und manche neigen dann stärker dazu, sich am äußeren Nagelball hineinzubohren", wissen Dermatologen über das Problem des eingewachsenen Zehennagels (lat.: Unguis incarnatus, auch Onychocryptosis). Wer gewisse Fußpflegerichtlinien und Maßnahmen beachtet, erspart sich Ärger und Schmerzen. Vor allem gilt: Die Zehennägel müssen unbedingt gerade abgeschnitten werden, keinesfalls die Ecken ausschneiden! Das Massieren der Nagelwand nach außen oder die Verwendung von Nagelspangen können diese Erkrankung verhindern.

Hierbei wird eine Spange aus Metall oder Kunststoff an die Nagelform angepasst und angebracht. Sie verhindern das Einwachsen mechanisch. Hat man trotzdem bereits mit einer bakteriellen Infektion zu kämpfen, muss mit "desinfizierenden Maßnahmen und im äußersten Fall mit einem Antibiotikum behandelt werden. Man kann sogar mit einer hochprozentigen Phenolsäure die Stelle, an der der Nagel herauswächst, verätzen. Eine Operation ist die allerletzte Möglichkeit. Dabei wird eine sogenannte Emmert-Plastik eingesetzt. Der Nagelrand wird operativ entfernt, dadurch soll die Nagelwurzel verschmälert werden.

Hühnerauge und Stinkefüße

Was wir vom Fußball kennen oder aus der Politik, das gilt erst recht für den Fuß: Druck erzeugt Unwohlsein bzw., was eben den Fuß angeht, Hornhaut und in weiterer Folge das übel aussehende Hühnerauge. Dies erfordere "interdisziplinäre Behandlung", weil ihm meist eine Fußfehlstellung zugrunde liegt, und in diesem Fall heißt es: nicht nur zum Dermatologen, sondern auch zum Orthopäden. Schmerzen bereitet auch hier der Dorn, der in die Haut hineinwächst. Pflege mit rückfettenden Cremen, die hornhautauflösende Wirkstoffe wie Harn- oder Salizylsäure enthalten, können die Bildung der Hornhaut verhindern. Das Abtragen mit Feilen empfiehlt sich vor allem aus kosmetischen Gründen.

Der Schweißfuß schließlich ist ein großes Thema bei Dermatologen, und zwar ganzjährig. Im Winter wegen der dicken Schuhe und Socken, in denen man die gefürchtete "Staunässe" erzeugt, im Sommer, weil man insgesamt vermehrt schwitzt, eben weil es heiß ist, und weil wir viel barfuß gehen. Das "Kaseln" der Füße entsteht durch die Bakterien im Schweiß und erinnert nicht wenige an irgendwo vergessenen, stinkenden Käse.

Aluminiumchloridhaltige Cremen und Bäder mit Gerbstoffen können von außen helfen, Salbei ist ein Wirkstoff, der von innen her schweißregulierend wirkt (Tee, Kapseln). In sehr schweren Fällen könne Botulinumtoxin injiziert oder mit Strom behandelt werden.

Sterbendes Gewebe

Wer gerne im Hochgebirge wandert, sollte aufpassen, dass er sich bei einem Kälteeinbruch durch nasse Kälte keine Frostbeule (lat.: Perniones, eine rötlich-bläuliche Verfärbung, keine wirkliche Beule!) zuzieht. Diese können im schlimmsten Falle Amputationen notwendig machen – ebenso wie Durchblutungsstörungen infolge klassischer Risiken wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhter Blutfettwerte oder Rauchen. Sterbendes Gewebe führt zu Bakterienwachstum. Infektionen breiten sich aus und die Wundheilung verläuft durch die schlechte Durchblutung extrem langsam. Vor allem alte Menschen sind in diesem Teufelskreis gefangen.

Wer eine rote, geschwollene, sehr schmerzhafte Großzehe an sich entdeckt, kann das als Symptom für einen klassischen Gichtanfall werten. Hervorgerufen wird sie durch Alkohol oder den Genuss von Innereien, Hülsenfrüchten oder dem sehr harnsäurehaltigen Spargel! (Manfred Rebhandl, 10.7.2018)