Spätestens seit den 1980er-Jahren ist klar, dass FCKWs die Ozonschicht ruinieren. An das Verbot der schädlichen Gase halten sich bis heute nicht alle.

Foto: NASA/Reid Wiseman

London – Der Einsatz von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKWs) ist weltweit verboten – mit gutem Grund. Diese Verbindungen, die einst als Treibgase, Lösungs- und Kältemittel verwendet wurden, zerstören die Ozonschicht. Im Mai sorgte eine Studie von US-Forschern um Stephen Montzka von der National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder für Aufsehen: Sie belegte, dass es noch heute aktive illegale Quellen gibt, die in großer Menge FCKWs ausstoßen, insbesondere Trichlorfluormethan (CFC-11). Die Konzentration in der Erdatmosphäre sinkt seit einigen Jahren viel langsamer, als sie eigentlich sollte.

Die Forscher vermuteten, dass der Ursprung des Umweltverbrechens in Südostasien liegt, eine genauere Eingrenzung war aber nicht möglich. Jetzt hat die britische NGO Environmental Investigation Agency (EIA) die FCKW-Quelle offenbar identifiziert: Zahlreiche chinesische Fabriken ignorieren demnach das Verbot und setzen das umweltschädliche Gas weiterhin bei der Herstellung von Polyurethan-Schaum (PU-Schaum) ein. Diese Schaumstoffe werden in unzähligen Produkten eingesetzt, vor allem aber im als Dämmmaterialien im Bauwesen.

Verwendung offen zugegeben

Experten der EIA besuchten etliche chinesische Polyurethan-Produktionsstätten in China. "Zu unserer Verblüffung haben 18 Unternehmen die Verwendung von CFC-11 auf Anfrage einfach bestätigt, obwohl ihnen das Verbot bekannt war", sagte Avipsa Mahapatra von der NGO zum britischen "Guardian". Sie hätten betont, dass der Einsatz von CFC-11 in diesem Sektor weitverbreitet sei und "alle anderen das auch machen". Das genaue Ausmaß an beteiligten Fabriken sei daher noch unklar, die Experten sprechen aber von insgesamt rund 3.500 Polyurethan-Produzenten in China.

Die NGO schätzt, dass durch die chinesische PU-Schaumproduktion zwischen 2012 und 2017 jährlich 10.000 bis 12.000 Tonnen Trichlorfluormethan in die Atmosphäre gelangt sein könnten. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden laut "Guardian" an die chinesische Regierung übermittelt, die bereits einige der Standorte inspizieren habe lassen.

Treffen in Wien

Noch in dieser Woche soll nun eine Arbeitsgruppe des Montrealer Protokolls in Wien zusammentreffen, um über weitere Schritte zu beraten. In dem 1989 in Kraft getretenen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag haben sich die Unterzeichnerstaaten zur schrittweisen Verminderung und Abschaffung von FCKWs verpflichtet – er wurde von allen Uno-Mitgliedern ratifiziert.

Montzka, der den verdächtigen Rückgang des FCKW-Abbaus im Mai publikgemacht hatte, lobte die Recherchen der EIA. Er gab jedoch zu bedenken, dass auch noch weitere Quellen hinter dem stagnierenden Abbau an Fluorchlorkohlenwasserstoffen in der Atmosphäre stecken könnten. (dare, 9.7.2018)