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Die Wüste von Nevada ist nicht nur bei Besuchern des Burning-Man-Festivals, sondern neuerdings auch bei demokratischen Strategen beliebt. Man rechnet sich hier Chancen auf eine Mehrheit im US-Senat aus.

Foto: AP Photo/Reno Gazette-Journal, Andy Barron

Der schmale Pfad zum Sieg im Senat führt für die Demokraten durch die Wüste. Wenn die Demokratische Partei eine Chance auf die Mehrheit im amerikanischen Oberhaus haben will, muss sie nämlich den Senatssitz im trockenen Bundesstaat Nevada erobern.

Um bei den Halbzeitwahlen die Mehrheit im Senat zurückzuholen, brauchen die Demokraten ein kleines Wunder.
DER STANDARD

Derzeit haben die Republikaner mit 51 Sitzen eine hauchdünne Mehrheit im Senat. Die Demokraten haben 49 Sitze, müssen aber bei der Zwischenwahl im November 24 ihrer eigenen Senatssitze verteidigen und mindestens zwei der neun zur Wahl stehenden republikanischen Senatssitze erobern. Nirgends stehen die Chancen dafür so gut wie in Nevada.

Abdriften nach rechts

Derzeit wird der Sitz vom republikanischen Senator Dean Heller verteidigt, der für Trumps Partei erneut in den Ring steigt. Einen parteiinternen Gegenkandidaten vom rechten Rand konnte er bereits erfolgreich abwehren – nicht ohne dafür einen politischen Preis zu bezahlen. Um die eigene Parteibasis zu besänftigen, musste Heller weit nach rechts rücken. Im Senat stimmte er in 92 Prozent der Fälle für Vorschläge des Präsidenten, und er präsentierte einen Gesetzesvorschlag, der Einschnitte im Gesundheitssystem des Staates von mehr als 200 Millionen US-Dollar bedeutet hätte.

Wahlkampfhilfe oder Hypothek: Senator Dean Heller unterstützte viele Projekte von US-Präsident Donald Trump und musste dafür weit nach rechts rücken.
Foto: AFP PHOTO / SAUL LOEB

All das in einem Bundesstaat, dessen Wähler bei der Präsidentschaftswahl 2016 mehrheitlich für Hillary Clinton gestimmt haben. In Nevada sind außerdem 60.000 mehr Demokraten als Republikaner registriert. Und wie auch im benachbarten Arizona begünstigen auch die demografischen Veränderungen im Staat die Demokraten: Die Zahl der Zuwanderer aus Zentral- und Südamerika ist ebenso stark gestiegen wie jene der Zuwanderer aus Asien. Sprich: Wählergruppen, die Donald Trump in den vergangenen eineinhalb Jahren vergrämt hat, wuchsen besonders in Nevada stark an.

Geeinte Demokraten

Diese Chance will Jacky Rosen für sich nutzen. Die Kongressabgeordnete der Demokratischen Partei wurde zwar in Chicago geboren, lebt aber seit ihrem Universitätsabschluss in Nevada und will nun für die Demokraten den Senatssitz erobern. Anders als in anderen Bundesstaaten hatte die ehemalige Programmiererin bei den parteiinternen Vorwahlen keine wirkliche Konkurrenz und weiß auch das demokratische Establishment hinter sich. Unter anderem unterstützt sie Ex-Vizepräsident Joe Biden beim Wahlkampf gegen Heller.

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Jacky Rosen will für die Demokraten den Senatssitz in Nevada von den Republikanern erobern.
Foto: Chip Somodevilla/Getty Images/AFP

Auch bei den Spendeneinnahmen – ein wichtiger Faktor bei US-Wahlen – führt Rosen vor Heller mit rund 7,2 Millionen gegenüber 6,9 Millionen Dollar. Darüber hinaus haben die Demokraten bereits mehr Geld für Werbung ausgegeben als ihre republikanischen Gegner. Doch gerade die Spenden könnten sich als Achillesferse für die Demokraten herausstellen. Denn wenn sich große republikanische Spender mit in die Schlacht um den wichtigen Senatssitz werfen, könnte der finanzielle Vorsprung rasch Geschichte sein.

Fehlende "name recognition"

Größtes Problem für Rosen ist jedoch ihre eigene Unbekanntheit. Vor ihrem Wahlantritt 2016 war sie noch nicht auf der politischen Bühne, und als nur kurz dienende Abgeordnete für den dritten Kongressbezirk von Nevada ist sie auch im eigenen Bundesstaat bei vielen Wählern nicht bekannt. Die "name recognition" ist aber bei US-Wahlen noch immer ein entscheidendes Kriterium. Der Weg zur Mehrheit bleibt also mühselig – nicht nur in Nevada. (Stefan Binder, 2.8.2018)