Moses Sumney stammt aus Los Angeles. Beim Linzer Festival "Ahoi! Full Hit Of Summer" sorgt er für die notwendige Zärtlichkeit im Programm. Mit seinem Falsett wird er Publikumsherzen erweitern.


Foto: Ibra Ake

Die spannenderen Bands kommen auf den billigen Plätzen. Wenn am Mittwoch in Linz das Festival "Ahoi! Full Hit Of Summer" auf dem Open-Air-Gelände an der Donau stattfindet, kommt man besser früh.

Nichts gegen The National. Die US-Band aus Cincinnati im Bundesstaat Ohio mit der mitreißenden Melancholie wird ihr Publikum mit Sicherheit nicht enttäuschen, wenngleich sie mit ihrer Musik doch ein wenig auf der Stelle tritt. Aber es gilt ja, Gewinnerteams nicht zu verändern, soll sein.

DreamWifeVEVO

Doch spannender sind vielleicht die beiden Rabiatperlen Deap Vally und Dream Wife. Das sind zwei Frauenbands, die im Stile Altvorderer wie L7 spielen, wobei sie die ölige Bikerkluft der sich eben wieder vereinenden Grunge-Tanten zugunsten schicker Hipsterfetzen abgelegt haben. Das kann kein Fehler sein.

Dream Wife sind möglicherweise nach einer romantischen Komödie mit Gary Grant und Deborah Kerr benannt. Oder auch nicht. Jedenfalls kommen ihre Mitglieder aus England und Island. Ihr expressiver Feminismus lässt auf eine Ironisierung des Bandnamens schließen, die Musik ist entsprechend nachdrücklich. Wenn dieses Dream Wife in der Küche steht und kocht, dann, davon darf man ausgehen, nur mit fliegenden Pfannen.

Eine Dosis Fauch 'n' Roll

Deap Vally stammen aus Los Angeles und spielen dreckigen Junkierock. Sie erinnern ein wenig an Royal Trux – allerdings mit deutlich besseren Blutwerten und der schlechten Laune der Jugend plus einer Dosis aggressiven Feminismus: Fauch 'n' Roll. Das kanalisieren sie mithilfe von Gitarre und Schlagzeug in wuchtige und goscherte Songs.

Deap Vally

In dieses Programm eingebettet ist der ebenfalls aus L.A. stammende Moses Sumney. Der ist ein Falsettkaiser, der seine beseelten Songs in atmosphärereiche Klangteppiche wickelt – und dazu in die Gitarre greift.

Ein wenig overhyped wirkt dagegen die schottische Band Chvrches. Die stimmlich eher in Richtung Minnie Mouse tendierende Sängerin Lauren Mayberry streift im aktuellen Song Miracle gar stark am Coldplay-Pathos an. Andererseits hat die Synthie-Pop-Band auch schon mit Matt Berninger aufgenommen – also dem Sänger von The National. Man ahnt schon, was sich hier anbahnen könnte.

Wenn der Vorhang an der Donau gefallen sein wird, geht es im Brucknerhaus weiter. Die Schotten von Young Fathers warten dort mit dem Auftrag zur Party, den sie mit ihrem Hybrid aus Pop und Hip-Hop erfüllen werden. (Karl Fluch, 9.7.2018)