Das waren Zeiten. Davor Suker mit Teamkollege Mario Stanic. Kroatien wurde WM-Dritter 1998.

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Mittwoch 11.7. ab 20:00: Kroatien gegen England im Liveticker

Wieder und wieder hat Davor Suker bei der Fußball-WM in Russland darauf antworten müssen: Kann Kroatien den dritten Platz schaffen, wie einst seine goldene Generation 1998? Oder gar den Pokal holen? Immer drängender werden die Fragen, bevor die Mannschaft um Kapitän Luka Modric am Mittwoch (20 Uhr, ORF 1) in Moskau gegen England um den Finaleinzug spielt.

"Hoffentlich", sagte Suker, der einstige Stürmerstar und heutige Präsident des kroatischen Fußball-Verbandes (HNS), komme sogar mehr heraus als vor 20 Jahren. "Unsere Spieler und unser Trainer machen mich zuversichtlich. Ich sehe, dass sie sehr fokussiert sind und sehr gut spielen. Wenn wir das nicht wären, lägen wir längst an einem Strand an der Adria."

Suker ist eine Legende des kroatischen Fußballs. Einst war er als Profi bei Dinamo Zagreb, beim FC Sevilla, bei Real Madrid, Arsenal, West Ham und 1860 München tätig. 45 Treffer hat der Rekordtorschütze seines Landes in 69 Länderspielen erzielt. Der 50-Jährige ist aber auch eine zutiefst umstrittene Figur.

Korruptionsprozess

Kroatiens WM-Team steckt in einer nicht unähnlichen Lage wie 2006 Italien. Damals lastete der Manipulationsskandal um Rekordmeister Juventus Turin auf der Mannschaft, die dann im WM-Finale über Frankreich triumphierte. In Osijek standen zuletzt in einem Korruptionsprozess die Brüder Zoran und Zdravko Mamic vor Gericht, letzterer langjähriger Präsident von Serienmeister Dinamo Zagreb und Vizechef des HNS. Beide erhielten in erster Instanz ausgiebige Haftstrafen.

Mamic wurde Anfang Juni zu sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt. Gemeinsam mit Komplizen soll er mehr als 15 Millionen Euro bei Spielertransfers unterschlagen und 1,6 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben. Das Berufungsverfahren, das sich über Jahre hinziehen könnte, bestreitet Mamic aus Bosnien-Herzegowina. Dorthin war er nach seiner Verurteilung geflüchtet. Nach seiner kurzfristigen Festnahme ist er wieder auf freiem Fuß, er hält sich angeblich zumeist in Tomislavgrad auf, wo er ein Haus besitzt.

Schon Monate vor dem Auftakt des Prozesses hatte Mamic die Staatsbürgerschaft Bosnien-Herzegowinas beantragt, das Heimatland seiner Eltern liefert Staatsangehörige nicht an den Nachbarn aus. "Die Staatsanwaltschaft in Kroatien hat alle existierenden Gesetze gebrochen" , sagte Mamic. Er werde nicht lebendig in ein kroatisches Gefängnis gehen. "Ich vertraue den kroatischen Institutionen nicht."

WM-Stars im Visier

Eben diese Institutionen haben längst auch die aktuellen kroatischen WM-Stars Luka Modric und Dejan Lovren ins Visier genommen. Beide waren einst für viel Geld aus Zagreb ins Ausland gewechselt: Der heutige Real-Star Modric ging für 21 Millionen Euro zu Tottenham, Lovren, heute bei Jürgen Klopp in Liverpool angestellt, wechselte für acht Millionen zu Olympique Lyon. Das Gericht in Osijek war überzeugt davon, dass Mamic persönlich von den Transfers profitiert habe. Zwei weitere Verfahren warten noch: Dabei geht es um Betrug, Untreue, Geldwäsche.

Modric und Lovren traten im ersten Prozess als Zeugen auf, Modric wird nun Meineid vorgeworfen, auch gegen Lovren wird ermittelt. Beiden drohen Haftstrafen. Der kroatische Verband stellte sich weit vor WM-Beginn demonstrativ hinter seine Stars, die sich die Ablöse mit Mamic aufgeteilt haben sollen.

Alle wesentlichen Figuren im kroatischen Fußball gelten als Männer von Zdravko Mamics Gnaden – auch Suker. Er sei das "Produkt von Mamic als Verbandspräsident", den dieser als "Instrument" eingesetzt habe, schrieb das Portal Net.hr vor der WM. Verbandsdirektor Damir Vrbanovic wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Nach Angaben der Boulevardzeitung 24sata sagte Vrbanovic: "Lasst doch Mamic und den Prozess in Ruhe, feiert lieber diese Spieler." Auch Suker sonnt sich in Russland in den Erfolgen seiner Auswahl. (sid, APA, red, 9.7.2018)