Berlin – Der deutsche Innenminister Horst Seehofer hat die rockerähnliche Gruppe Osmanen Germania BC verboten und ihnen jede Tätigkeit untersagt. "Von dem Verein geht eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit aus", erklärte das Ministerium am Dienstag. Zudem liefen in der Früh Razzien in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen.

Nach Schätzungen der Polizei hat der türkisch-nationalistische Verein mindestens 300 Mitglieder in ganz Deutschland. In Stuttgart läuft seit März ein Prozess gegen acht mutmaßliche Mitglieder, darunter drei, die zur weltweit höchsten Führungsebene gerechnet werden. Den Männern werden versuchter Mord, Erpressung, Drogenhandel, Zwangsprostitution sowie Zuhälterei und Freiheitsberaubung vorgeworfen.

16 "Chapter" aktiv

Das nun erlassene Verbot stützt sich auf das Vereinsgesetz. Zweck und Tätigkeit der Osmanen Germania liefen den Strafgesetzen zuwider, erklärte das Ministerium. Betroffen von dem Verbot sind auch alle Teilorganisationen. Aktuell sind demnach im Bundesgebiet 16 Ortsgruppen, sogenannte Chapter, aktiv. Die Osmanen Germania steht nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums auch in Verbindung zur türkischen Regierungspartei AKP und zum Umfeld des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan.

Seehofer erklärte, Bund und Länder bekämpften entschieden alle Erscheinungsformen organisierter Kriminalität, auch rockerähnliche Gruppen. Mitglieder der Osmanen Germania hätten schwere Straftaten verübt. "Wer den Rechtsstaat ablehnt, kann von uns keine Nachsicht erwarten."

Das Verbot stützt sich laut Innenministerium auch auf Erkenntnisse, die im Rahmen von Ermittlungsmaßnahmen Mitte März gewonnen wurden. Ziel war es damals, nähere Informationen über Struktur und Leitung des Vereins und das Zusammenwirken mit seinen Teilorganisationen zu erlangen. (APA, 10.7.2018)