Francis Hodgson (Hg.), "Der Swimmingpool in der Fotografie". € 40,- / 240 Seiten. Hatje-Cantz-Verlag, Berlin 2018

Cover: Hatje-Cantz-Verlag

Am Ende seiner sehr persönlichen, Jahre andauernden Odyssee kehrt der Schwimmer, dargestellt von Burt Lancaster, nach Hause zurück. Erschöpft, schmutzverkrustet im Gewitter am Beckenrand sitzend lässt der alternde, dennoch athletische Antiheld sein Leben Revue passieren. Die Frau aber ist verstorben, die Tochter unbekannten Aufenthalts, das Haus verlassen, dem Verfall preisgegeben, der Pool, das Statussymbol des kleinbürgerlichen Wohlstands, des zerbrechlichen American Dreams wild verwuchert.

"Sehen und gesehen werden" lautet die Quintessenz am Beckenrand. Abseits spiegelnder Wasser- und Lichtreflexe sowie der Menschen, die den Pool "beleben".
Foto: Georges Vallerey / Paris, 1962, aus "Der Swimmingpool in der Fotografie" / © Hatje-Cantz-Verlag

In Sidney Pollacks allegorischer, symbolisch aufgeladener 1968er-Verfilmung von John Cheevers Novelle ist die Aneinanderreihung der durchquerten Smalltown-Idyllen-Pools Synonym für den Fluss des Lebens, das Entrinnen der Erinnerung. Dem verflüssigten Fabelort setzt nun Francis Hodgson ein bibliophiles Denkmal: Der Swimming Pool in der Fotografie zeigt Repräsentatives aus der Fotohistorie; Werke von Henri Cartier-Bresson, Gigi Cifali, Stuart Franklin, Harry Gruyaert, Emma Hartvig, Jacques Henri Lartigue, Joel Meyerowitz, Martin Parr, Paolo Pellegrin, Mack Sennett, Alec Soth, Larry Sultan, Alex Webb und vielen mehr.

Des Lebens und der Liebe Wellen spiegeln sich denn auch im kühlen Nass des Swimming Pool, den Alain Delon und Romy Schneider oder auch Ludivine Sagnier und Charlotte Rampling ihr Eigen nannten. Seit Menschengedenken sind Bäder Synonym für rituelle, kultische, künstlerische oder erotische Handlungen. De facto ist das zwischen Sportlichkeit, Sexappeal, Voyeurismus, schlichter Eleganz und Ästhetik oszillierende Fotoalbum eine Art Kulturgeschichte des künstlichen Ozeans. (Gregor Auenhammer, 12.7.2018)