Es gibt augenscheinlich einige Gründe, Helene Fischer gut zu finden. Jedenfalls ist der Frau mit dem Allerweltsnamen gelungen, wovon ein Andreas Gabalier nur träumen kann: Sogar das Feuilleton applaudiert ihr. Sie gilt als blonde Heilsbringerin, als eine, anhand derer sich gerade alles irgendwie erklären lässt. Das verwundert nicht. Kaum jemand hat sich mit einer solchen Hingabe der Durchschnittlichkeit verschrieben wie Helene Fischer, 33, ausgebildeter Musicalstar. Das lässt sich auch anhand ihrer Bühnenoutfits erzählen.

Mittlerweile geht Fischer die Sache mit den Kostümen nämlich ganz schön ambitioniert an: An und aus und an und aus, ganz so wie Rihanna, Beyoncé oder Katy Perry springt sie von einem ins nächste Outfit. Ihre Kleider? Rufen irgendwie Balmain oder Versace, sind es aber nicht. Mit Designernamen um sich zu werfen ist nicht Helenes Ding. Seit 2013 schneidert ihr ein nicht allzu bekannter Modedesigner aus Hamburg (er heißt Sascha Gaugel) die meisten Bühnenoutfits auf den Leib.

Den Anfang machte er anlässlich der Bambi-Verleihung vor fünf Jahren mit einem hautengen roten Glitzeroverall und zwei Polstern, die wie kleine Teufel auf Helenes rechter und linker Schulter saßen. Sie sollten sagen: Glaubt bloß nicht, dass Helene nur die kreuzbrave Musicaldarstellerin kann! Fischer hatte verstanden, dass sich mit bodenlangen Volantkleidern auf die Dauer keine Stadien füllen lassen.

Also wurden ihre Kleider immer extrovertierter, sie dienten von nun an dazu, den stramm-schönen Helene-Körper zu inszenieren.

Helene in Jeansshorts während ihrer "Stadiontour" im Wiener Ernst-Happel-Stadion ...
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Das führt nicht zuletzt die "Stadiontour" vor. Zentraler Look: ein Lederbustier, besetzt mit glitzernden Steinen und funkelnden Ketten, dazu ausgefranste Jeansshorts, eine fast nicht sichtbare weiße Netzstrumpfhose plus Overknee-Stiefel aus Jeansstoff. Weil Helene Fischer in ihrer Show des Öfteren abhebt, wachsen aus ihren Schultern unzählige Fransen in "My Little Pony"-Farben.

... genauso wie in Leipzig.
Foto: APA/Sebastian Willnow

Das alles miteinander erinnerte an Beyoncés Auftritt beim letzten Coachella-Festival. Allerdings minus Kapuzenpullover (bei Queen Bey in Kooperation mit Balmain designt), der wäre dem trainierten Helene-Körper nur in die Quere gekommen.

Eins-zu-eins-Kopien hat die Deutsche sowieso nicht im Sinn. Sie mag sich an internationalen Vorbildern orientieren, das aber immer mit Maß und Ziel. Helene Fischer auf der Bühne, das sieht trotz aller Annäherungsversuche tatsächlich weniger nach Beyoncé als nach Britney Spears unter väterlicher Vormundschaft aus.

Ein Blick in Helenes Merchandise-Shop macht denn auch klar: Da ist noch Luft nach oben. Während Beyoncé auf ihrer Website ab Freitag ihre exklusive Kollektion mit Balmain verkauft, liegen im Shop von Helene Fischer die immer gleichen ärmellosen Tour-Shirts und "I love HF"-Oberteile herum. Nur die "stylische" weiße Baseball-Cap um 19,90 Euro, die ist vergriffen. (Anne Feldkamp, 12.7.2018)