Bis zu 14 Meter lang sind die Gipskristalle in der Mine von Naica.

Foto: Alexander Van Driessche

Im April 2000 entdeckten Höhlenforscher in der Mine von Naica, einem Erzbergwerk im Norden Mexikos, in 290 Metern Tiefe eine schimmernde Pracht, die direkt einem Roman von Jules Verne entsprungen scheint. In den vergangen Hunderttausenden Jahren waren dort Gipskristalle von bis zu 14 Metern Länge und Durchmessern von zwei Metern gewachsen – die größten bekannten Kristalle der Welt.

Wollte man dieses Naturwunder mit eigenen Augen sehen, müsste man ziemliche Strapazen in Kauf nehmen: In der Höhle unter der Wüste von Chihuahua mit rund 30 Meter Durchmesser herrschen konstante 45 bis 50 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 90 bis 100 Prozent. Mit anderen Worten: Saunaverhältnisse bei hartnäckigem Schwefelgeruch. Der Anblick der gewaltigen Kristallsäulen entschädigt dennoch den Aufwand.

Angegriffene Oberfläche

Aktuelle Untersuchungen lassen allerdings befürchten, dass die unterirdische Augenweide allmählich verfällt: Wie ein mexikanisches Team um María E. Montero-Cabrera nun im Fachjournal "Crystal Growth and Design" berichtet, verlieren die Giganten aus Gips teilweise ihr Wasser, was dazu führt, dass die Oberflächen der Kristalle allmählich erodieren.

Die Wissenschafter konnten im Experiment beobachten, dass die für Bergwerke typischen Gase wie Stickoxide, Methan und Kohlendioxid dramatische Veränderungen bei den Kristallen verursachen: Die Oberflächen der Kristalle zersetzt sich langsam unter dem Einfluss der aktuellen Atmosphäre. In welcher Geschwindigkeit sie verfällt, konnten die Forscher allerdings nicht exakt feststellen. (red, 10.7.2018)