Die Glasenbachklamm in Elsbethen ist ein beliebtes Ausflugsziel, das auch in der geoinformatischen Analyse einen hohen Erholungswert erzielt.

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Die dunkelroten Bereiche zeigen urbane Grünflächen mit einem sehr hohen Freizeitwert. Darunter der Glanspitz, der Schlosspark Hellbrunn, der Leopoldkroner Weiher oder der Volksgarten.

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Hier wird die Erreichbarkeit von Freizeitflächen dargestellt. Besonders im Stadtgebiet ist die Versorgungsdichte sehr hoch.

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Die Struktur einer Stadt bestimmt darüber, wie wohl sich ihre Bewohner in ihr fühlen. Gibt es Grünflächen, Naherholungsgebiete, Bänke, Wasser oder Spielplätze in der Nähe der Wohnung? Kriterien, die ausschlaggebend für den Freizeitwert sind. Die Forscher des Salzburger Research-Studios iSpace – Teil der vom Wissenschaftsministerium unterstütz-ten Research-Studios-Austria-Forschungsgesellschaft – entwickeln derzeit im Rahmen des Interreg-Projekts "Urban Green Belts" Indikatoren für die Bewertung von Grünflächen in der Stadt und dem Umland.

Als Pilotregion wurden die Stadt Salzburg und das angrenzende Salzachtal im Süden der Stadt bis nach Golling herangezogen. Allein die Stadt Salzburg hat bei einer Gesamtfläche von 65 Quadratkilometern einen Grünlandanteil von 58 Prozent. Die grünen Lungen der Stadt werden mithilfe von Geoinformatikmethoden bewertet und analysiert. "Wir beschäftigen uns auch mit ländlichen Freiräumen", sagt Projektmitarbeiter Günter Gruber. Für städtische Parks gebe es bereits viele Bewertungsschemata. Für weniger dicht besiedeltes Umland haben die Forscher die Kategorien angepasst.

"Im städtischen Bereich ist die Infrastruktur von Parks für einen hohen Erholungswert ausschlaggebend", erklärt die Geografin Daniela Zocher. Freizeitflächen von hoher Qualität hätten etwa einen Spielplatz oder eine Sportfläche, mehr als 100 Meter Weg pro Hektar und weitere Ausstattung wie etwa Bänke, Toiletten, Wasserstellen, Kioske, Denkmäler oder Infotafeln. Je nach Angebot werden die Grünflächen hoher oder mittlerer Qualität zugeordnet.

Wasser hat Anziehungskraft

Im Umland sind das Gegenstück dazu die naturnahen Freiflächen. Hier spielen andere Kriterien eine Rolle. Die Ästhetik der Landschaft und ökologische Kriterien machen ländliche Grünräume attraktiv. Biotope, Wasserläufe, Aussichtsplätze, Ufer oder eine besondere Flora wie ein Schutzwald sind Anziehungspunkte in den ländlichen Gebieten und somit auch ausschlaggebend für die Bewertung.

Verschiedene Datenschichten werden überlagert und mithilfe von normierten Skalen verrechnet, um den Freizeitwert zu erzeugen. Aus den Ergebnissen entstehen Kartogramme, die mit der farblichen Intensität anzeigen, wie hoch der Freizeitwert einer Grünfläche ist. Die klaren Gewinner unter den naturnahen Freiflächen in Salzburg sind Naturschutzgebiete wie das Bluntautal in Golling oder beliebte Ausflugsziele in der Stadt wie der Gaisberg, der Leopoldskroner Weiher oder die Glasenbachklamm in Elsbethen. Bei den urbanen Grünflächen konnte der renaturierte Glanspitz, der Volksgarten, der Donnenbergpark oder der Salzachsee punkten.

Diese Bewertungsmatrix soll künftig als Instrument der Raumplanung eingesetzt werden, erläutert Gruber. "Es werden Handlungsanleitungen zur Datenerfassung und -verwaltung erstellt." Aus den vielen Daten werde eine Entscheidungshilfe für die Weiterentwicklung von Freizeitflächen abgeleitet. "Bei dichter Besiedlung ist es oft sinnvoll, von öffentlicher Stelle Infrastruktur zu schaffen, um das Ganze aufzuwerten", erklärt Daniela Zocher. Bei weniger dicht besiedelten Gebieten gelte es eher den landschaftlichen Wert zu erhalten. "Aber möglicherweise ist es sinnvoll, einen Bereich mit einem Weg zu erschließen", sagt die Wissenschafterin.

Sieben Städte beteiligt

Salzburg ist eine von insgesamt sieben europäischen Städten, in denen ein Projektteil durchgeführt wird. Drei Dimensionen, wie die Bewertung und Planung von Grünräumen vorgenommen werden kann, werden im Zuge des Projekts beleuchtet: geografische Informationssysteme, Bürgerbeteiligung und "Multi-Level-Governance", also die Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren und Behörden beim Grünflächenmanagement.

In Padua werden Daten zu privaten Grünflächen gesammelt, Zadar erstellt einen Baumkataster. Sie setzten wie Salzburg geografische Informationssysteme ein. In Budapest, Krakau und Maribor steht die Bürgerbeteiligung im Zentrum. Die ungarischen Forscher wollen die Bedeutung des Grüns durch Gemeinschaftsgärten einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. In Polen wird ein Wald mit Verbesserungsvorschlägen aus der lokalen Bevölkerung zum Naherholungsgebiet. In Slowenien begleitet das Projektteam die Umgestaltung der Fläche um ein altes Gefängnis. "Am Schluss soll ein Handbuch zu urbanem Grün herauskommen", sagt Zocher. (Stefanie Ruep, 11.7.2018)