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Ein Bitcoin-Bankomat in Toronto. Mit solchen Automaten ist Cointed in Österreich gestartet. Auch eine Krypto-Börse wird betrieben. Ein versuchter Hackerangriff sorgt nun für Turbulenzen.

Foto: Reuters/Chris Helgren

Als die Ermittler im April beim Tiroler Unternehmen Cointed zur Hausdurchsuchung anrückten, nahmen sie 13 Terabyte Daten mit. Das auszuwerten wird noch dauern. Den Ermittlern geht es vor allem darum zu klären, ob der Cointed-Mitgründer Christopher R. mit dem aufgeflogenen Bitcoin-Betrug Optioment in Verbindung steht.

Die beschlagnahmten Daten sollen darüber Aufschluss geben – etwa über Kommunikations- und Zahlungsflüsse. Bei Cointed hat man im April betont, mit R. nichts mehr zu tun zu haben. Doch damit ist das Ungemach für das 2015 gegründete Unternehmen noch nicht vorbei.

Im Gegenteil. Bei der Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger und Partner – sie vertritt auch zahlreiche Optioment-Opfer – haben sich in den vergangenen Wochen zahlreiche Cointed-Kunden gemeldet, die plötzlich keinen Zugriff mehr auf ihr Geld hatten. Neben Bitcoin-Automaten betreibt Cointed nämlich unter anderem eine Kryptowährungsbörse, mit der es laut früheren Angaben des Unternehmens jedermann möglich sein soll, sehr einfach Kryptogeld zu kaufen bzw. wieder zu verkaufen.

"Geld kam nie"

Kunden bekommen dafür eine eigene Wallet (elektronische Geldbörse), überweisen Geld und geben an, für welchen Betrag sie welche Kryptowährung beziehen wollen. "Als die Kunden merkten, dass ihre Aufträge nicht ausgeführt wurden, mailten sie an den Support", sagt Anwalt Ronald Frankl von Lansky, Ganzger und Partner. Von dort hätten sie die Antwort erhalten, dass der jeweilige Auftrag aufgrund technischer Probleme storniert worden sei und das Geld rücküberwiesen werde. "Das Geld kam aber nie", sagt Frankl. Alle Klienten hätten von demselben Muster berichtet, so der Rechtsexperte. Mit anwaltlichen Forderungsschreiben ist es laut Frankl auch bereits gelungen, "das investierte Kapital zurückzubekommen".

Versuchter Hackerangriff

Probleme technischer Art bestätigt man auch bei Cointed. Weil es einen versuchten Hackerangriff gab, seien Server sicherheitshalber vom Netz genommen worden. "Die Sicherheitslücke wird jetzt geschlossen, jede Transaktion einzeln überprüft", erklärt Cointed-Marketingleiter Albert Sperl. Damit soll sichergestellt werden, dass es bei den Transaktionen zu keinen Unregelmäßigkeiten gekommen ist.

Von mehreren Seiten ist aber auch zu hören, dass es im Zuge des im Vorjahr von Cointed gestarteten Initial Coin Offering (ICO) zu Problemen gekommen sei. Das Gefühl, dass das damals nicht mit rechten Dingen abgelaufen ist, geistert herum, erzählt Frankl aus der Praxis. Dutzende Anleger, die beim ICO dabei waren, fordern hier nun Aufklärung. "Wenn Kunden nicht mehr auf Guthaben auf ihren Wallets zugreifen können, ist das ein Problem", erklärt der Anwalt. Das gelte es zu klären, die Prozesse dahinter zu beleuchten.

Ermittlungen laufen

Forderten immer mehr Leute ihre Investments zurück, könnte das eng werden für Cointed, denn allein bei den Cointed-Kunden, die sich von Frankl vertreten lassen, geht es bereits um nicht unwesentliche Beträge. Wie groß der Fall werden kann, ist derzeit aber noch offen. Die Staatsanwaltschaft hat diesbezüglich jedenfalls Ermittlungen aufgenommen.

Seit der Gründung von Cointed im Jahr 2015 musste das Unternehmen bereits mehreren Angriffen standhalten. So hat knapp nach dem Start von Cointed das tschechische Hard- und Software-Unternehmen General Bytes dem damaligen Start-up Ungereimtheiten im Bereich der Produkte und des im vierten Quartal des Vorjahres gestarteten Initial Coin Offering (ICO) unterstellt.

FMA will klare Regeln

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) fordert für ICOs schon länger eine stärkere Regulierung. Ein diesbezüglicher Vorschlag wurde von der FMA der zuständigen Arbeitsgruppe im Ministerium bereits unterbreitet. Das Problem: ICOs werden derzeit oft so konstruiert, dass sie nicht der Prospektpflicht unterliegen. Die FMA fordert daher, dass ICOs wie Wertpapiere und andere Veranlagungen unter die Prospektpflicht fallen sollen, um ein Mindestmaß an Transparenz und Information sicherzustellen. (Bettina Pfluger, 11.7.2018)