Das von Clemens Holzmeister entworfene Gedenkzeichen am Fuscher Törl ist ein Sehnsuchtsort für strapazierte Radfahrer.

Foto: grossglockner.at

Es geht kürzer, wenn auch nicht sehr viel knackiger: Die heutige fünfte Etappe der Österreich-Radrundfahrt führt von Matrei in Osttirol über den Felbertauern, Zell am See und Fusch an der Glocknerstraße hinauf auf 2428 Meter Seehöhe zum Fuscher Törl. 2763 Höhenmeter stehen auf dem Speisezettel, auf 92,9 Kilometer verteilt – beileibe nicht die kürzeste Etappe in der 71-jährigen Rundfahrtgeschichte abseits von Zeitfahren.

Rund um die Linzer Markthallen hieß es 1963 anlässlich einer Halbetappe. 100 Runden waren damals notwendig, um 60 Kilometer zusammenzubekommen. Zwei Jahre zuvor waren für einen Halbetappensieg zwischen Eisenstadt und Wien nur 57 Kilometer zurückzulegen, allerdings nach einer 178 Kilometer langen Anfahrt für die erste Hälfte zwischen Graz und Eisenstadt.

Auch der aktuelle Sprint wird eher nicht über den Rundfahrtsieg entscheiden. Der Glocknerkönig kann, muss aber nicht, am Sonntag im Roten Trikot des Gesamtführenden im Rundfahrtziel Wels ankommen. Dazu ist vor allem die vorletzte Etappe am Samstag mit dem viermaligen Anstieg zur Basilika Sonntagberg ob Waidhofen an der Ybbs zu schwer.

Qualität vor Länge

Die heurige Glockneretappe passt zum neuen Anforderungsprofil, in dem die Qualität der Strecken vor deren Länge geht. Normale Etappen über die Hochalpenstraße pflegten weit weg vom höchsten Berg des Landes zu enden, im Vorjahr war in St. Johann im Pongau Schluss – der Glocknerkönig, Pieter Weening, sah als Dritter das Ziel.

Der Niederländer ist auch diesmal wieder mit von der Partie, aber weniger Sieganwärter als der Belgier Ben Hermanns, der am Montag am Kitzbüheler Horn siegte. 2015 war Hermanns auf der seinerzeitigen Königsetappe mit dem Anstieg zum Glockner Zweiter gewesen – wie übrigens auch im Bregenzer Rundfahrtziel. Aber auch die österreichischen Hoffnungsträger Hermann Pernsteiner und Riccardo Zoidl haben gute Erinnerungen an die im Gegensatz zum Horn nicht allzu steilen, aber dafür zahlreichen Serpentinen. "Der Großglockner liegt mir besser, die Rundfahrt bietet noch einige Chancen. Es ist sicher noch sehr viel möglich", sagte der im Vorjahr zweitplatzierte Zoidl.

Quasi die Anfahrt zur Kurzetappe, am Dienstag über 143 Kilometer von Kitzbühel nach Prägraten, wurde zur Beute des Italieners Giovanni Visconti. Der Italiener, der schon das zweite Teilstück am Sonntag in Fulpmes/Telfes gewonnen hatte, siegte im Massensprint und verteidigte das grüne Punktetrikot. Viscontis Teamkollege von Bahrain-Merida, der Slowene Matej Mohoric, hatte die Bergwertung auf dem Felbertauern gewonnen. Auch der Sieger der ersten Etappe ist im Großglocknersprint heiß. (APA, lü, 10.7.2018)