Kurz vor dem Crash: Alleine die Eingabe des Begriffs Taiwan brachte manche iPhones zum Absturz.

Foto: Patrick Wardle

Es gehört zu den schmutzigen Geheimnissen der IT-Branche: Wer in China sein Geschäft betreiben will, muss sich der staatlichen Zensur und dem Überwachungsapparat beugen. Dies gilt nicht nur für Datensammler wie Facebook oder Amazon, auch Firmen, die sonst gerne mit ihrem Einsatz für die Rechte ihrer Nutzer werben, beugen sich diesem Druck, wie nun ein aktueller Bericht in Erinnerung ruft.

Taiwan

Apple hat mit dem aktuellen Update auf iOS 11.4.1 einen besonders pikanten Bug geschlossen: Unter gewissen Voraussetzungen konnte es dazu kommen, dass ein iPhone bei der Eingabe des Begriffs "Taiwan" abstürzte. Der selbe Effekt zeigte sich auch beim Versuch das Emoji für die taiwanesische Flagge einzufügen.

Grund dafür ist eine in iOS integrierte Zensurfunktion: Für Nutzer mit chinesischen Sprach- oder Standorteinstellungen wird die Flagge des von China nicht anerkannten Landes ausgeblendet. Der Absturz ist hingegen nicht beabsichtigt, dieser ergibt sich auf Grund eines Programmierfehlers, der allerdings nur bei bestimmten Einstellungskombinationen zum Tragen kommt, wie Sicherheitsforscher Patrick Wardle ausführt.

Update

Mit dem aktuellen Update behebt Apple nun diesen Fehler, die Zensurfunktion bleibt hingegen weiterhin erhalten. Chinesische Nutzer, die ein Emoji mit der taiwanesischen Flagge zugeschickt bekommen, sehen hier nur eine Platzhaltergrafik.

Hier fehlt etwas: Flaggen-Emojis unter iOS in China.
Grafik: Macrumors

Vorgeschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass Apple für seine Kooperation mit chinesischen Behörden in der Kritik steht. So wird seit Ende Februar der Betrieb der iCloud von einem chinesischen Partnerunternehmen betrieben, bei dem auch die Keys zur Verschlüsselung der Daten gelagert sind. Dies ermöglicht es Apple, weiterhin die Behauptung aufrecht zu erhalten, dass man keinerlei Daten seiner Nutzer an das chinesische Überwachungsregime weitergibt. Das ist allerdings auch gar nicht vonnöten, Immerhin hat der lokale Partner ebenfalls einen Vollzugriff auf die Daten der chinesischen iCloud-Nutzer, und kann diese selbst weiterreichen. "Reporter ohne Grenzen" hatte infolge Nutzern in China empfohlen die iCloud nicht mehr zu benutzen.

Fast alle spielen mit

Unter den großen IT-Konzernen gibt es nur wenige, die sich der chinesischen Zensur nicht beugen. Eine Ausnahme bildet Android-Hersteller Google, der sich vor einigen Jahren komplett aus China zurückgezogen hat. Grund war ein lange schwelender Streit mit der chinesischen Regierung, die gerne die Google-Suche zensiert hätte, was der Softwarehersteller aber aus prinzipiellen Gründen ablehnte. An dessen Höhepunkt gab es dann auch Vorwürfe, dass staatliche Hacker gezielt die lokale Google-Vertretung angegriffen hätten. Dieses Beispiel zeigt aber auch die Kehrseite einer solchen Entscheidung: Google-Services sind in China zumeist blockiert. (red, 11.7.2018)