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Domagoj Vida beschäftigt die Fifa.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

Moskau/Wien – Ziemlich offensichtlich sind der Fußball-Weltverband Fifa und mit ihm einige Nachrichtenagenturen über ein Missverständnis gestolpert, das zu erneuten Untersuchungen gegen den kroatischen Verteidiger Domagoj Vida geführt hat.

Neben der vielkritisierten Botschaft "Ehre für die Ukraine!", die Vida nach dem Viertelfinalsieg Kroatiens gegen Russland auf einem Video in der Kabine von sich gab und für die er von der Fifa bereits verwarnt wurde, wurde ihm auch die Aussage "Belgrad brennt" in den Mund gelegt. Die Fifa prüft nun dieses Video, in dem Vida mit dem früheren Profi und heutigen Betreuer Ivica Olić "Das Wirtshaus ist mein Schicksal" – ein bekanntes Lied noch aus den Zeiten Jugoslawiens – zum Besten gibt.

ALO. RS

In dem Video grüßt Vida seinen Freund Jovan, der ein Lokal in Kiew besitzt, das Beograd heißt. Dort wollen sie gemeinsam "angezündet", also gefeiert haben. Eine beabsichtigte Doppeldeutigkeit mit Bezug auf die serbische Hauptstadt Belgrad ist damit eher unwahrscheinlich, wenngleich nicht gänzlich auszuschließen.

Das Video wurde jedenfalls von dem serbischen Boulevardblatt "Alo" upgeloadet, das üblicherweise kein gutes Haar an den Kroaten lässt und tendenziell die Rivalität schürt. Der neutral gewählte Titel des Videos, "Vida feiert zu serbischer Musik und grüßt Belgrad", gibt Vida gewissermaßen Rückendeckung.

Vukojević von Pflichten entbunden

Der kroatische Verband (HNS) war bereits wegen des Jubels eines Scouts, des Ex-Austria-Wien-Profis Ognjen Vukojević, zu einer Geldstrafe von 15.000 Schweizer Franken (rund 13.000 Euro) verurteilt worden. Die Disziplinarkommission der Fifa bewertete Vukojevićs Aussage "Das ist ein Sieg für Dynamo und für die Ukraine" als unsportliches Verhalten. Beim Strafmaß wurde laut Fifa in Betracht gezogen, dass der Verband sich rasch entschuldigt und den Mitarbeiter von seinen Pflichten entbunden und nach Hause geschickt hatte. Vukojević und Vida waren beide einige Jahre bei Dynamo Kiew engagiert.

Jobangebot aus der Ukraine

Der ukrainische Fußballverband hat Vukojević am Dienstag einen Job angeboten, außerdem will er ihm die Fifa-Strafe erstatten. Das schrieb Verbandschef Andrej Pawelko auf Facebook: Er bezeichnete Vukojević als "erstklassigen Spezialisten".

Pawelko sitzt auch im ukrainischen Parlament und erschien dort am Dienstag in einem Shirt mit Karos aus den kroatischen Teamfarben Rot und Weiß. "Lasst uns hoffen, dass Vida im Finale durch seine Leistung die Worte der Dankbarkeit zu dem Land erneut aussprechen kann, das ihn ausgebildet hat", sagte der Verbandschef.

Ukrainer überfluteten bis Dienstagnachmittag die Facebook-Seite der Fifa. "Ehre für die Ukraine", stand in vielen der rund 158.000 Kommentare. "Schande über die Fifa", schrieben andere.

Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine sind seit der russischen Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim 2014 und der Unterstützung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine zerrüttet. (red, sid, APA, 11.7.2018)